Ifo-Chef nicht einverstanden mit EZB-Politik
Stand: 17.05.2016
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Essen/Frankfurt - Clemens Fuest ist der Chef des Ifo-Instituts in München. Die jüngsten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) finden nicht seine Zustimmung. "Die letzte Zinssenkung der EZB halte ich (...) nicht für gerechtfertigt, bei diesem Schritt überwiegen meines Erachtens die Nachteile", sagte Fuest in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Funke Mediengruppe.
Außerdem sei der Beschluss zum Kauf von Unternehmensanleihen am sogenannten Primärmarkt durch die Notenbank fragwürdig. "Es ist eine Einladung, Kredite an maroden Unternehmen der EZB anzudrehen. Etwas mehr Zurückhaltung täte gut", wird Fuest weiter zitiert.
Im März hatte die EZB mit einer Reihe von Maßnahmen den Kampf gegen die vergleichsweise niedrige Inflation in der Eurozone verstärkt. Unter anderem war der Leitzins erstmals auf Null gesenkt und das Kaufprogramm von Anleihen auf Unternehmenspapiere ausgedehnt worden. Die Maßnahmen standen vor allem in Deutschland zum Teil heftig in der Kritik. Derzeit liegt die Inflation in der Eurozone nahe der Nullmarke, während die EZB die Stabilität der Währung erst bei einer Teuerung von knapp zwei Prozent als gewährleistet ansieht.
Grobe Linie sei in Ordnung
Generell sieht Fuest den Kurs einer lockeren Geldpolitik der EZB aber als gerechtfertigt an. "Die niedrigen Zinsen reflektieren die wirtschaftliche Situation der Eurozone, die schwache Konjunktur und die geringe Inflation. Die Geldpolitik muss daher expansiv sein", zeigte sich Fuest überzeugt. An die Adresse der deutschen Kritiker der EZB-Maßnahmen sagte der Ifo-Chef: "Dass die Sparer derzeit unter den niedrigen Zinsen leiden, kann nicht alleine der EZB in die Schuhe geschoben werden."
Clemens Fuest leitet seit April das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo). Er ist der Nachfolger des langjährigen Ifo-Chefs Hans-Werner Sinn.