Hedgefonds werden schärfer reguliert
Stand: 17.05.2013
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Berlin - Die seit Jahren in der Kritik stehenden Hedgefonds und ihre Manager werden künftig EU-weit einer strengeren Kontrolle unterworfen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf billigte am Donnerstag der Bundestag in Berlin. Nach Angaben der Koalition dürfen diese spekulativen Fonds nicht mehr für Privatanleger aufgelegt werden. Auch ausländische Hedgefonds dürften in Deutschland nur noch an sogenannte professionelle oder semi-professionelle Anleger verkauft werden.
Kleinanleger sollen so vor besonders risikoreichen Anlagen geschützt werden. Mit dem Gesetz werden zugleich weitere Schwächen in der Regulierung offener Immobilienfonds ausgeräumt.
Nach dem Gesetz zur Umsetzung der "AIFM-Richtlinie", mit der die EU alternative Investments regulieren will, werden neben offenen Immobilienfonds und Hedgefonds auch "Private Equity Fonds" von Finanzinvestoren der Finanzaufsicht unterstehen. Verwalter müssen laut Koalition unter anderem ein Risiko- und Liquiditätsmanagement einrichten sowie umfangreiche Berichtspflichten gegenüber der Finanzaufsicht erfüllen. Fondsmanager erhalten den Angaben zufolge einen "EU-Pass" für den Vertrieb an professionelle Anleger. Für Manager von Hedgefonds gelten besondere Transparenzpflichten.
Ein erster Entwurf von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wurde nach Protesten der Finanzwirtschaft entschärft. Ein zunächst erwogenes Verbot neuer offener Immobilienfonds ist vom Tisch. Zu ihrer Stabilisierung werden künftig aber auch Kleinanleger ihre Anteile nur noch höchstens einmal pro Jahr zurückgeben können. Für bereits gehaltene Anteile von Kleinanlegern gelten Bestandsschutzregelungen hinsichtlich der Rückgabemöglichkeiten.
In der Finanzkrise waren zahlreiche offene Immobilienfonds in Schieflage geraten. Über diese Fonds können sich Anleger mit eher kleinen Beträgen an Immobilien beteiligen, die vermietet werden. Großanleger haben diese Fonds oft als Geldmarktersatz missbraucht und nach kurzer Zeit hohe Summen wieder abgezogen. Steigen viele Anleger aus, geraten die Fonds in Nöte. In der Finanzkrise konnten viele offene Immobilienfonds ihr Versprechen nicht halten, Anteile täglich zurückzunehmen. Etliche Fonds wurden eingefroren und inzwischen auch abgewickelt - zum Schaden oft der Kleinanleger.
Der Hedgefonds-Manager Markus Sievers von der Firma Apano warnte vor einer Verteufelung der Fonds, die als "Heuschrecken" am Pranger stehen. Hedgefonds seien nicht grundsätzlich aggressiv oder hochspekulativ: "Dies zeigt ein Blick auf die durchschnittlich niedrigere Volatilität von Hedgefonds im Vergleich zu Aktien", erklärte Sievers. "Die Hedgefonds-Branche verfügt zudem über einen Selbstreinigungsprozess. Dieser sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko und Verantwortung."
Nach Meinung des Apano-Managers überschätzen Kritiker die Bedeutung der Branche. In Deutschland gebe es so gut wie keine Hedgefonds, sagte er dpa. Das gesamte, von den etwa 10 000 Hedgefonds weltweit verwaltete Vermögen belaufe sich auf nicht einmal 2 500 Milliarden US-Dollar: "Das Volumen einzelner Fondsgesellschaften aus der klassischen Investmentwelt ist deutlich höher." Neben konservativen Anlegern zählten Pensionskassen, Versicherungen und sogar Kirchen zu den Kunden von Hedgefonds.
Sievers verwies darauf, mit dem Gesetz werde nicht der Vertrieb von Hedgefonds in Deutschland insgesamt verboten, sondern der Verkauf deutscher Single-Hedgefonds. Anleger könnten weiter in Hedgefonds investieren - über Zertifikate, Dach-Hedgefonds und europäische Investmentfonds: "Die politische Forderung, Single-Hedgefonds zu verbieten, ist purer Wahlkampf."
Nachrichten zum Thema
- Sparer setzen wieder vermehrt auf Fonds
- Bankenrettungsfonds schließt Jahr mit schwarzen Zahlen ab
- Fondsvermögen ist vor Bankpleite geschützt
- Klimafonds könnte unter CO2-Handel leiden
- Geldanlage ohne Verluste: Eigene Garantiefonds gestalten
- Billige Emissionsrechte reißen Milliardenloch in Energiefonds
- Währungsfonds lobt Spaniens Fortschritte im Bankensektor