Griechische Banken brauchen mehr Geld
Stand: 29.10.2015
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Athen - Die Bankenexperten der Europäischen Zentralbank untersuchen die Stabilität der vier größten griechischen Banken. Neues Geld ist notwendig. Voraussichtlich am Samstag sollen die Ergebnisse bekanntgegeben werden.
Voraussetzung für frisches Kapital - ein Bestandteil des dritten Hilfspaketes - sind indes weitere Reformen Athens. Das entsprechende Gesetz zu den Bedingungen der Rekapitalisierung der Institute sollen nach Informationen aus Athen an diesem Donnerstag durch das Parlament gebracht werden.
In Athen herrscht in Bankkreisen Optimismus, dass die Rekapitalisierung der vier wichtigsten Geldhäuser des Landes, National Bank of Greece, Alpha Bank, Eurobank und Piraeus Bank, bis zum Jahresende erfolgreich abgeschlossen werden kann. Dies berichtete die konservative Athener Zeitung "Kathimerini" unter Berufung auf das Finanzministerium sowie die Vorstände der wichtigsten griechischen Banken und der Zentralbank (Bank of Greece).
Banken bekommen großen Teil des Hilfspakets
In dem dritten Hilfspaket für Athen von bis zu 86 Milliarden Euro, das die Euro-Partner im Sommer geschnürt hatten, stehen bis zu 25 Milliarden Euro für die Banken zur Verfügung. Der im September wiedergewählte Regierungschef Alexis Tsipras hatte im Gegenzug unter dem Druck der Geldgeber weiteren harten Reformen und Sparmaßnahmen zugestimmt.
Der Eurorettungsfonds ESM stellte im Rahmen des Programms bereits 10 Milliarden Euro auf einem Treuhandkonto für die Bankensanierung bereit. Bisher ist davon aber nichts geflossen. "Wir sind uns im Klaren, dass die griechische Wirtschaft von der Rekapitalisierung der Banken abhängt", hatte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem kürzlich erklärt. "Deshalb ist es wichtig, dass wir das so schnell wie möglich machen."
Wieviel muss es sein?
Der Kapitalbedarf der Banken ist angeblich geringer als 25 Milliarden Euro, es wäre also nicht die gesamte reservierte Summe nötig. Wie "Kathimerini" unter Berufung auf die Finanzkreise berichtet, hat sich bei den Stresstests herausgestellt, dass im sogenannten "schlechten Szenario" ein Kapitalbedarf in Höhe von etwa 15 Milliarden Euro besteht. Würden die Sanierungspläne der Banken, wie den Verkauf von Tochterunternehmen und Banken im Ausland berücksichtigt, dann liege der Bedarf bei etwa zehn Milliarden Euro. Unter anderem plant die National Bank of Greece, ihre Tochterbank in der Türkei Finansbank zu verkaufen.
Banken in der Krise
Die griechischen Banken sind unmittelbar vom wirtschaftlichen Niedergang des Landes betroffen. Nachdem verunsicherte Kunden Milliarden von ihren Konten abzogen, gewährte die EZB die Banken über Monate Notkredite. Im Sommer musste die Regierung Kapitalverkehrskontrollen einführen, also das Abheben oder Überweisen von Geldern begrenzen, um einen noch stärkeren Abfluss zu verhindern.
Falls die Rekapitalisierung bis zum Jahresende nicht gelingt, geht es den Anlegern an den Kragen. Vom kommenden Jahr an gelten schärfere Regeln bei der Bankenrettung in Europa. Es müssen dann Aktionäre und Geldgeber als erste zur Kasse gebeten werden, um die europäischen Steuerzahler zu entlasten.