Globalisierung öffnet Schere zwischen armen und reichen Ländern
Stand: 24.03.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Gütersloh - Die Exportnation Deutschland gehört wie viele Industriestaaten einer Studie zufolge zu den größten Gewinnern der Globalisierung. Rechnerisch nütze die Globalisierung allen Ländern, überall wachse das Pro-Kopf-Einkommen, heißt es in der am Montag veröffentlichten Prognos-Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Allerdings wachsen die Industrienationen so schnell, dass sich der Abstand zu den Schwellen- und Entwicklungsländern noch vergrößert.
"Wir müssen erkennen, dass die Globalisierung die Schere zwischen Arm und Reich eher noch weiter öffnet", sagte Stiftungsvorstand Aart De Geus. "Erst über einen längeren Zeitraum wird sie dazu beitragen, dass Schwellen- und Entwicklungsländer die Wohlstandslücke zu den Industrienationen verkleinern können."
42 Länder hatte Prognos genauer untersucht. Demnach hat sich die Wohlstandslücke in den letzten zwei Jahrzehnten nicht verkleinert, im Gegenteil: "Während durch Globalisierungseffekte das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in den Industrienationen um bis zu 1.500 Euro jährlich stieg, wuchs es in Ländern wie Mexiko, China oder Indien um weniger als 100 Euro je Einwohner."
Selbst der Abstand zwischen Deutschland und dem wegen seiner Wachstumsraten oft beneideten China hat sich vergrößert. Betrug der Abstand zwischen dem realen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 1990 der Studie zufolge 20.879 Euro, so waren es 2011 sogar 25.630 Euro.
Deutschland hat nach Finnland, Dänemark und Japan am stärksten von der Globalisierung profitiert. "So ließ die Globalisierung zwischen 1990 und 2011 das reale deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Durchschnitt jedes Jahr um rund 100 Milliarden Euro wachsen", haben die Autoren der Studie berechnet.
Die Verflechtung auf politischer, wirtschaftlicher und sozialer Ebene sei somit für 20 Prozent des Wachstums der deutschen Volkswirtschaft verantwortlich gewesen, hieß es. Der durchschnittliche jährliche Einkommensgewinn pro Kopf betrug in Deutschland demnach 1240 Euro. Am geringsten waren die absoluten Zuwächse der Pro-Kopf-Einkommen in den großen Schwellenländern Brasilien und Russland (je 120 Euro), Mexiko (100 Euro), China (80) und Indien (20).
Der Stiftungsvorsitzende de Geus forderte die Industriestaaten auf, ihre Entwicklungspolitik zu verstärken und ihre Märkte für Produkte aus weniger entwickelten Ländern zu öffnen.