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"Girogo" kommt - doch bei der Technik lauern auch Fallen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Schon bald sollen Verbraucher die Möglichkeit haben, kleine Beträge per Funk mit ihrer Geldkarte zu zahlen. Das kontaktlose Bezahlen wird möglich durch einen integrierten funkfähigen Chip auf der Geldkarte, auf den Guthaben geladen werden kann. Wird die Karte vor einen Terminal an der Kasse gehalten, wird der fällige Betrag einfach abgebucht. Doch bei der Technik lauert noch so manche Falle.

"Das geht deutlich schneller als bei der Barzahlung", sagt Michaela Roth vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in Berlin.

Pilotversuch in Hannover

Unter dem Namen "Girogo" soll die neue Technik bald in der Praxis getestet werden. Im Großraum Hannover startet die Deutsche Kreditwirtschaft Mitte April einen Pilotversuch. Allein die Sparkassen werden in der Region insgesamt 1,3 Millionen Girokarten mit Funk-Chip an ihre Kunden ausgeben. Laut DSGV sollen bis Ende des Jahres dann 16 Millionen Sparkassenkunden über die neuen Karten verfügen, bis Ende 2015 sollen alle 45 Millionen Karten ausgetauscht sein. Auch die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard setzen die neue Technik ein.

Höchstgrenze liegt bei 200 Euro

Ähnlich wie bei den Studentenausweisen in Dortmund können die Kunden auf die neuen "Girogo"-Karten ein Guthaben laden. Die Höchstgrenze dafür liegt bei 200 Euro. Beim Bezahlen hält der Kunde seine Karte im Abstand von maximal vier Zentimetern vor einen Terminal an der Kasse. Über Funk wird dann der fällige Betrag von der Karte abgebucht. Unterschrift oder Geheimzahl (PIN) sind nicht nötig.

"Das ist sozusagen das Revival der Geldkarte", sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Denn auch bisher konnte der Chip auf der Geldkarte schon zum Bezahlen eingesetzt werden. Davon machten aber nur wenige Kunden Gebrauch.

Kunden zahlen immer noch am liebsten bar

Mit der Funktechnik soll das nun anders werden. "Ziel ist, durch das kontaktlose Bezahlen den Bargeldanteil zu reduzieren", sagt Michaela Roth. Denn nach wie vor zahlen die Kunden in Deutschland kleine Einkäufe gerne mit Münzen und Scheinen. Bei Beträgen bis 5 Euro liegt der Bargeldanteil laut DSGV bei rund 97 Prozent, bei größeren Beträgen zwischen 100 und 500 Euro hingegen nur bei rund 32 Prozent.

Gedacht ist der Einsatz der neuen Karte daher vor allem für Kleinbeträge, die üblicherweise bar bezahlt werden. Beträge bis 20 Euro können per Funk ohne PIN oder Unterschrift bezahlt werden. Nutzer neuartiger Visa- oder Mastercard-Karten können bis zu einem Betrag von 25 Euro ohne PIN oder Unterschrift zahlen.

Der Datenaustausch soll sicher sein, versichern die Anbieter. "Die Daten werden verschlüsselt übertragen", erklärt Michaela Roth. Händler müssten sich zudem registrieren lassen und die eingesetzten Terminals über ein Sicherheitszertifikat verfügen. Ähnlich argumentieren auch die Kreditkartenunternehmen.

So einfach der Einsatz ist - gedankenlos sollten Kunden die neuen Karten nicht verwenden. Denn Verbraucher könnten bei häufigem Gebrauch der neuen Karten schnell den Überblick über ihre Finanzen verlieren, warnt Verbraucherschützer Feck. "In meinem Portemonnaie kann ich schnell erkennen, wie viel Geld ich noch habe. Auf der Geldkarte ist das nicht ohne weiteres möglich."

Zudem müssen Kunden auf die neuen Karten gut aufpassen - besonders, wenn sie voll aufgeladen sind. "Die Karten haben die gleiche Qualität wie Bargeld", betont DSGV-Sprecherin Roth. "Wenn ich sie verliere, ist das Guthaben weg." Denn auch Unbefugte könnten kleinere Rechnungen kontaktlos ohne PIN und Unterschrift begleichen.

Chip nicht voll aufladen

Um einem größeren Verlust vorzubeugen rät Verbraucherschützer Feck daher, den neuen Chip nicht voll aufzuladen. Denn ein Verlust von 20 Euro schmerze nicht so sehr, wie ein Verlust von 200 Euro. Zusätzlich sollte die Girokarte bei Verlust sofort gesperrt werden, empfiehlt Michaela Roth. Denn sonst versuchten Kriminelle möglicherweise, auch an das Guthaben auf dem Konto zu kommen. "Auch für die neuen Karten gelten die gleichen Sicherheitsanforderungen wie für die bisherigen Karten."

Noch können Verbraucher nur an wenigen Stellen kontaktlos bezahlen. An dem Pilotversuch der Deutschen Kreditwirtschaft beteiligen sich zunächst die Esso-Tankstellen, die Douglas-Gruppe (Thalia, Christ, Hussel, AppelrathCüpper) und der Einzelhändler Edeka. Das Mastercardsystem "PayPass" akzeptieren viele Tankstellen (BP/Aral) und die Gastronomiekette Vapiano. Die kontaktlose Visa-Zahlungskarte ("Visa payWave") wollen bis Mitte 2012 sieben deutsche Banken an ihre Kunden ausgeben.