Gesamtzahl der Riester-Verträge erstmals rückläufig
Stand: 16.07.2013
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Berlin - Die Zahl der staatlich geförderten Riester-Rentenverträge zur privaten Altersvorsorge ist erstmals seit dem Start im Jahr 2001 zurückgegangen. Ende März gab es mit etwa 15,65 Millionen Verträgen rund 27.000 weniger als Ende 2012. Das geht aus Zahlen des Bundesarbeitsministeriums für das erste Quartal 2013 hervor.
Bei den reinen Versicherungen beläuft sich das Minus auf 31.000 Policen, bei den staatlich geförderten Fondssparplänen auf 36 000 Verträge. Bei Banksparplänen und Wohn-Riester-Verträgen für Immobiliensparer gab es dagegen noch einen Zuwachs um 40.000.
"Es ist eine gewisse Marktsättigung eingetreten", bestätigte ein Sprecher des Arbeitsministeriums die Entwicklung. Angesichts der Niedrigzinsphase sei es im Moment schwierig, "neue Gruppen" für die Riester-Rente zu gewinnen. Die Zurückhaltung sei auch bei klassischen, nicht geförderten Lebensversicherungen zu erkennen.
Erstmals hatte das Ministerium die neue Statistik nicht wie üblich per Pressemitteilung bekanntgegeben, sondern sie - eher unbemerkt von einer breiteren Öffentlichkeit - auf die eigene Homepage gestellt. Aufgefallen war dies der "Süddeutsche Zeitung" (Montag).
Der Ministeriumssprecher nannte "statistische Verzerrungen" in dem vom Fonds-Bundesverband angelieferten Zahlenwerk als Grund für die neue Veröffentlichungspraxis: Zur Auszahlung gekommene Verträge seien darin nicht mehr enthalten, der Rückgang also "falsch klassifiziert". Solange dies nicht bereinigt sei, werde es keine Pressemitteilungen zu den Quartalszahlen geben.
Die Riester-Rente wurde eingeführt, um Abstriche bei der gesetzlichen Rente auszugleichen. Bis einschließlich 2011 wurden eine Million oder mehr Vertragsabschlüsse jährlich gemeldet. Immer wieder gab es aber auch Negativschlagzeilen wegen niedriger Renditen und hoher Kosten. Nun soll ein Produktinformationsblatt - eine Art Beipackzettel - die Riester-Rente transparenter und in Verbindung mit der Deckelung von Wechselkosten verbraucherfreundlicher machen.
Es gebe gleichwohl noch Reformbedarf, räumte der Sprecher ein. So müsse das staatlich geförderte Spargeld dringend vor der Anrechnung auf die Grundsicherung im Alter geschützt werden. Dies sei eine Aufgabe für die nächste Legislaturperiode. Forderungen nach Erhöhung der Grundzulage von 154 Euro wies der Sprecher "als nicht opportun" zurück.
Der Negativ-Trend spiegelt sich auch in den ruhend gestellten Verträgen wider. Diese haben inzwischen einen Anteil von geschätzt 19,5 Prozent. Damit werden in fast jeden fünften Vertrag keine Beiträge und auch keine Zulagen mehr einbezahlt. Ende 2011 traf dies nach früheren Angaben des Bundesfinanzministeriums nur auf 15 Prozent der Verträge zu.
Für den rentenpolitischen Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Matthias W. Birkwald, zeigt die Entwicklung, "dass die Riester-Rente, floppt". Viele Menschen mit geringem Haushaltseinkommen könnten sich die private Vorsorge nicht mehr leisten. Damit dies niemand merke, habe das Ministerium die neue Statistik "leise, still und heimlich" ins Internet gestellt.