Geplante Dispo-Warnpflicht reicht künftigem vzbv-Chef nicht
Stand: 29.04.2014
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Berlin - Die geplante Warnpflicht für Banken beim Dispokredit reicht dem künftigen obersten Verbraucherschützer Klaus Müller nicht aus. "Es ist gut, dass Kunden gewarnt werden sollen und dass ihnen die Bank eine alternative Finanzierung anbieten soll. Der vernünftigste Weg wäre aber, die Dispozinsen zu deckeln", sagte der 43-Jährige, der an diesem Donnerstag (1. Mai) sein Amt als Vorsitzender des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) antritt, der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Die von der Bundesregierung vorgesehenen Regelungen seien ein guter Anfang, "aber sie gehen nicht weit genug". Nach seiner Beobachtung gibt es einige positive Bewegungen am Markt, "aber das reicht noch lange nicht".
Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass Banken verpflichtet werden sollen, Kunden mit einem überzogenen Konto zu warnen und bei längerer Inanspruchnahme günstigere Alternativen anzubieten. Hohe Kosten für ein Konto im Minus sind angesichts der niedrigen Zinsen, für die sich Banken das Geld bei der Notenbank leihen können, Verbraucherschützern seit langem ein Dorn im Auge. Derzeit werden im Schnitt etwa 10 Prozent fällig. Wer sein Konto über den Dispo hinaus überzieht, muss noch höhere Zinsen zahlen.
Die Regierung hat keine Deckelung vorgesehen
Müller kritisierte, dass es auch an Transparenz bei der Veröffentlichung der Dispozinsen durch die Geldhäuser mangele. Die Transparenz hält er aber nicht für ein Allheilmittel. "Dispozinsen sind nur eine von vielen Kostenkomponenten für Verbraucher, Wettbewerb allein funktioniert nicht. Darum fordern wir einen klaren Deckel für den Dispo", unterstrich der langjährige Chef der Verbraucherzentrale NRW. Eine Deckelung der Zinsen ist in den Plänen von Schwarz-Rot aber nicht vorgesehen.
Bisher haben nur wenige Banken den Überziehungszins abgedeckt
Kürzlich hatte die Direktbank ING-Diba auf den höheren Überziehungszins für Girokonten verzichtet. Am Osterwochenende gab die Sparda-Bank in Baden-Württemberg bekannt, dass sie im Juli die Zinsen für die Überziehung des Dispokredits abschaffen werde. Einige weitere Banken bieten Dispo- und Überziehungszins in gleicher Höhe an. Nach Angaben der Stiftung Warentest hat allerdings bisher nur eine Minderheit der Geldhäuser den Überziehungszins abgeschafft.
Berater würden heute schon Kunden ansprechen
Commerzbank-Chef Martin Blessing hatte sich für ein Gesetz gegen die dauerhafte Nutzung von Dispokrediten ausgesprochen. "Sicher freue ich mich über solche Töne. Aber die Erfahrung zeigt doch: Am Ende setzen sich die Bremser durch", sagte Müller.
Zu den Plänen für eine Warnpflicht hatte sich die Deutsche Kreditwirtschaft zuletzt gesprächsbereit gezeigt. Bereits heute schon würden die Berater in Banken und Sparkassen Kunden ansprechen, wenn sie auffällig lange ihren Dispo in Anspruch nähmen.