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Geldschwemme und Dauerkrise: Schlägt die Inflation zurück?

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Frankfurt/Main - Das Leben in Deutschland wird wieder teurer. Kommt die Inflation mit Wucht zurück? Umfragen zufolge rechnet die überwiegende Mehrheit der Deutschen mit deutlich steigenden Preisen. Mancher Volkswirt sieht sich durch die jüngste Entwicklung bei den Verbraucherpreisen in seiner Einschätzung bestätigt, dass sich die Teuerung in Deutschland mittelfristig über der Zwei-Prozent-Marke festsetzen wird. Auf kurze Sicht sehen die meisten Ökonomen keinen Grund zur Sorge.

Zuletzt fürchtete mancher, das in Deutschland so gefürchtete Inflationsgespenst feiere sein Comeback: Nach Monaten des Rückgangs zog die jährliche Teuerungsrate in Deutschland im Mai erstmals wieder an: auf 1,5 Prozent. Im Juni heizten gestiegene Nahrungsmittelpreise die Inflation dann auf 1,8 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bestätigte. Im Euroraum insgesamt trieben steigende Energiepreise die Teuerung wieder: auf 1,6 Prozent im Juni.

Die Angst vor einer massiven Geldentwertung sei weiterhin akut, stellte die Fondsgesellschaft Union Investment Mitte Juni auf Grundlage einer vierteljährlichen repräsentativen Umfrage fest. Demnach erwarten 81 (Vorquartal: 89) Prozent der Anfang Mai befragten Finanzentscheider privater Haushalte steigende Teuerungsraten.

Den Krisenstaaten im Süden der Eurozone käme höhere Inflation durchaus zupass, schließlich würde das auch Schulden stärker entwerten. ZEW-Präsident Clemens Fuest erklärt, Inflationsraten von beispielsweise vier Prozent in Deutschland und ein Prozent in den Südländern würden helfen, die Preisniveaus im gemeinsamen Währungsraum anzugleichen. Allerdings: "Die Schwierigkeit ist, dass man Inflation nicht so schön steuern kann", sagt Fuest.

Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise zeigt sich beim Thema Inflation als Anwalt der Sparer: "Wenn wir bei den ultra-niedrigen Zinsen auch noch Inflation bekommen würden, wäre das ein dramatischer Verlust für die Vermögensbesitzer." Sparer zahlten jetzt schon den Preis für die Euro-Rettung: Die Verzinsung für Guthaben liegt oft unter der Inflation. Die Folge: Ein schleichender Vermögensabbau.

Allzu schwarz sehen die meisten Volkswirte in Sachen Inflation aktuell nicht: Auch wenn die Teuerungsraten zuletzt wieder stiegen, liegen sie noch unter der Warnschwelle der Europäischen Zentralbank (EZB), die ein gesundes Niveau bei knapp unter 2,0 Prozent sieht.

Derzeit bewege sich die Inflationsrate im Euroraum "weiterhin klar im Komfortbereich der Notenbank", analysiert die DZ Bank. Die Postbank rechnet "unverändert mit einer sehr ruhigen Preisentwicklung" und bestätigte kürzlich ihre Inflationsprognosen für Deutschland (2013: 1,5 Prozent, 2014: 1,8 Prozent) und den Euroraum (2013 und 2014: 1,6 Prozent). Die Landesbank Helaba schreibt: "Vor dem Hintergrund des insgesamt moderaten Wachstumsausblicks bestehen derzeit keine Inflationsrisiken."

Als einen der potenziell größten Inflationstreiber hält mancher Volkswirt die Flut extrem billigen Geldes, die Notenbanken rund um den Globus im Kampf gegen Schuldenkrise und Wirtschaftsschwäche in den Kreislauf pumpten. Theoretisch ist damit eine wichtig Zutat für mehr Inflation vorhanden. Praktisch jedoch kommt vieles von dem Zentralbankgeld gar nicht bei Verbrauchern und Unternehmen an, sondern hilft Banken, ihre Bilanzen zu sanieren.

Zuletzt wuchs die umlaufende Geldmenge jedenfalls nicht mehr so stark. Für Mai 2013 ermittelte die EZB ein Plus von 2,9 Prozent zum Vorjahresmonat bei der Geldmenge M3, die unter anderem Bargeld und Spareinlagen umfasst. Im Vormonat hatte die Geldmenge noch um 3,2 Prozent zugelegt.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, einer der schärfsten Kritiker des EZB-Krisenkurses, warnte wiederholt vor möglichen Gefahren der extrem weit geöffneten Geldschleusen. "Es gibt tatsächlich einige, die in einer höheren Inflation eine Lösung der Krise sehen. Diese Auffassung halte ich für brandgefährlich. Wenn man die Inflation einmal zulässt, kann man sie kaum mehr bändigen", sagte Weidmann zum Beispiel im März dem "Focus". "Es darf kein Zweifel daran entstehen, dass wir die Geldpolitik rechtzeitig wieder straffen werden." Davon jedoch ist derzeit nichts absehbar: EZB-Präsident Mario Draghi versprach in der vergangenen Woche billiges Geld auf absehbare Zeit.