Geldautomatengebühren: Trotz Einigung kein einheitlicher Höchstpreis
Stand: 26.08.2010
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Berlin - Hohe Gebühren an Fremdautomaten sollen runter - das beteuern private Banken, Sparkassen und Volksbanken unisono. Sie konnten sich nach langem Ringen immerhin auf mehr Klarheit einigen: Wer als "fremder" Kunde Geld abheben will, soll den genauen Preis dafür künftig zuvor auf dem Automaten-Monitor angezeigt bekommen. Eine gemeinsame Preisobergrenze vereinbarte die Branche aber weiter nicht. Prompt preschten die Privatbanken vor.
Was ändert sich mit dem neuen Gebührensystem für die Kunden?
Vom 15. Januar 2011 an sollen die Abhebegebühren transparenter werden, wie der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) als Dachorganisation am Mittwoch mitteilte. Steckt ein Kunde die Karte in den Automaten, erscheint der Preis auf dem Display. Findet er ihn zu hoch, kann er den Vorgang kostenlos abbrechen und sich einen anderen Automaten suchen. Hebt er das Geld ab, berechnet ihm die Automaten-Bank direkt die angezeigte Gebühr. Bisher läuft dies über ein kompliziertes Verfahren: Die Bank, die den Automaten betreibt, stellt der Hausbank einen Preis in Rechnung, den diese dann vom Konto ihres Kunden abbucht. Das soll nun wegfallen.
Wie hoch werden die Preise denn künftig sein?
Das kommt darauf an. Die privaten Banken, die schon länger für eine Obergrenze von zwei Euro werben, legten sich auf maximal 1,95 Euro fest. Kunden wüssten so schon vorab, was sie erwarte und nicht erst dann, wenn sie am Geldautomaten stünden, erläuterte der Bundesverband deutscher Banken - und lud Sparkassen und Volksbanken ein, sich doch anzuschließen. Diese halten nichts von einem "Einheitsverkaufspreis", sondern setzen darauf, dass sich die Preise im Wettbewerb bilden. Je nachdem, von wie vielen Kunden ein Automat genutzt wird und wo er steht, könnten sie unterschiedlich hoch sein.
Wird das "Fremdabheben" nun billiger?
Die Geldinstitute erwarten, dass ihre Lösung schnell zu sinkenden Preisen führt. Unter Branchenexperten gilt es als realistisch, dass sich eine Spanne zwischen 2,50 und 4 Euro herausbilden könnte - bisher sind es im Schnitt 6 bis 7 Euro. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen warnte aber vor einer "ungebremsten Abzocke". Transparenz sei das eine, Willkür in der Preisgestaltung das andere, schimpfte Finanzexperte Manfred Westphal. Dabei hatte sich die Branche schon auf maximal 5 Euro geeinigt. Das Bundeskartellamt, das diesen Vorschlag abgelehnt hatte, zeigte sich ebenfalls skeptisch. Löbliche Transparenz allein führe nicht zu hinreichendem Wettbewerb.
Warum ist sich das Bankenlager uneins?
Hinter dem Streit steht auch, dass die Sparkassen und Volksbanken mit zusammen knapp 45 000 Automaten ein deutlich größeres Netz haben als andere Institute. Dadurch fallen mehr Fixkosten an: fürs Füllen mit neuen Scheinen, Wartung oder Sicherheitstechnik. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) wetterte schon vor einigen Wochen, dass sich manche Anbieter wohl Investitionen sparen wollten und lieber die Infrastruktur der Konkurrenz nutzten. Die Verbraucherzentralen werfen den öffentlich-rechtlichen Instituten dagegen "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung" vor.
Was tut die Politik?
Die Bundesregierung begrüßt die Pläne zur Anzeige der Kosten. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hatte hier mit einem Gesetz gedroht. Außerdem hält sie 5 Euro als Maximum für zu hoch und dringt auf angemessene Gebühren. Klar ist aber auch: Die Bundesregierung plant kein Gesetz, damit die Gebühren sinken.