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Frankfurt im Fokus der europäischen Finanzaufsicht

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Frankfurt/Main - Die Bankenmetropole Frankfurt profitiert wie kaum ein anderer Standort von der schärferen Bankenregulierung. Klingt paradox? Ist es aber nicht. Mit der neuen Euro-Bankenaufsicht unter Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) avanciere Deutschlands wichtigstes Finanzzentrum "endgültig zur Hauptstadt des europäischen Aufsichtswesens", bilanziert die Landesbank Helaba. Allerdings ist die Freude über Folgen wie gut bezahlte neue Jobs und attraktive Immobilienmärkte nicht grenzenlos: Nimmt man die Banker zu sehr an die Kandare, könnte das dem Finanzplatz schaden.

"Es ist nicht wirklich gut kommuniziert worden, was mit diesen ganzen Einzelmaßnahmen bezweckt wird. Die Abstimmung untereinander hat noch nicht ausreichend stattgefunden", sagt der Frankfurter Ökonom Jan Pieter Krahnen, der intensiv zur Finanzmarktkrise 2008/2009 forscht und Mitglied diverser Expertenkommissionen zu neuen Regulierungen war beziehungsweise ist. Die Konzentration vieler Institutionen an einem Ort wie Frankfurt sei vielleicht sogar die Voraussetzung dafür, dass sich das "regulatorische Großkunstwerk" besser zusammenfüge, sagt Krahnen.

Zahlreiche neue Aufseher wachen über Finanzsystem

Dass Europas Aufseher Bankern und Versicherern nach den bitteren Erfahrungen der Krise strenger auf die Finger schauen, ist in Frankfurt deutlich erkennbar. Gleich ein ganzes Heer neuer Finanzmarktpolizisten schickten die EU-Staaten 2010/2011 ins Feld, unter anderem in der Versicherungsaufsicht EIOPA (European Insurance and Occupational Pensions Authority) und im Risikorat ESRB (European Systemic Risk Board), der über die Stabilität des Finanzsystems wacht. Beide Institutionen haben ihren Sitz am Main.

EZB ab November in Frankfurt angesiedelt

Am 4. November nun folgt der nächste Schritt - wohl einer der wichtigsten seit der Entscheidung aus den 1990er Jahren, die EZB in Frankfurt anzusiedeln und Hessens größte Stadt damit zum geldpolitischen Zentrum der Eurozone aufzuwerten: Im Herbst nimmt die zentrale Aufsicht über die größten Banken im Euroraum unter dem Dach der EZB von Frankfurt aus ihre Arbeit auf. Günstigerweise baut die EZB gerade eine neue Zentrale im Osten der Stadt, so dass die neue Bankenaufsicht in die bisherige EZB-Zentrale, den Eurotower in der Innenstadt, einziehen kann. Geplant ist der Umzug der EZB-Belegschaft für die zweite Jahreshälfte 2014.

Frankfurt auch als Forschungsstandort gefragt

Bis zu 1000 Mitarbeiter sucht die Notenbank für die neue Aufgabe. Damit wird die EZB zum Jobmotor - und das sogar über die eigene Institution hinaus: Beim laufenden Bilanzcheck der größten Geldhäuser im Euroraum greifen die Aufseher auf das Know-how von Wirtschaftsprüfern zurück. Und auch als Forschungsstandort rund um die Finanzbranche ist Frankfurt angesichts der kurzen Wege zwischen allen Akteuren gefragt.

Viel internationales Publikum

Die Dichte von Banken und Aufsichtsbehörden in Frankfurt lockt fast zwangsläufig auch immer mehr internationales Publikum an den Main: "Frankfurt wird immer mehr zu einem "Place to be" für in- und ausländische Akteure", schreibt die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in einer aktuellen Studie.

Erstes Handelszentrum für chinesische Währung

Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Auslandsbanken in Deutschland, UBS-Manager Stefan Winter, bestätigt den Trend: Vor allem Banken aus Asien - unter anderem China und Vietnam - hätten zuletzt Dependancen in Frankfurt eröffnet. "Wir glauben, dass wir dieses Jahr noch einigen Zuzug sehen werden - vor allem aus Asien", sagte Winter kürzlich. Dass Frankfurt nun sogar das erste Handelszentrum für die chinesische Währung Yuan in der Eurozone werden soll, wertet den Standort zusätzlich auf.

Helaba fordert Regulierung mit Augenmaß

Die Helaba mahnt in ihrer Studie jedoch: "Bei aller Freude über die zunehmende Ansiedelung von Regulierungs- und Aufsichtsbehörden in Frankfurt bleibt zu bedenken, dass dies nur dann ein Gewinn sein wird, wenn es zu einer Regulierung mit Augenmaß kommt." Und weiter: "Würden die Finanzinstitute "zu Tode" reguliert, wäre die Aufsicht auch nur eine leere Hülle. Denn für den langfristigen Erfolg eines internationalen Finanzplatzes ist nicht nur ein klares Profil wichtig, sondern vor allem ein florierendes Bankgeschäft."

Stellenwert der Aufsicht weit akzeptiert

Bei der Bilanzvorlage der Landesbank sprach Helaba-Vorstandschef Hans-Dieter Brenner gar von einem "Regulierungstsunami": ESMA, EIOPA, EZB, das sei ja "eine never-ending story", klagte Brenner. Deutschlands oberste Finanzaufseherin, Bafin-Präsidentin Elke König, hat Verständnis, dass die Banker unter den neuen regulatorischen Herausforderungen ächzen. König betont aber auch: "Welchen Stellenwert Aufsicht hat, ist inzwischen wohl bei den meisten angekommen. Die Zeit, als Bürokratieabbau als Wert an sich galt, ist zum Glück vorbei. Die Krise hat gezeigt, dass es auch schädlich ist, wenn es zu wenige oder die falschen Regeln gibt."