Fortsetzung der US-Zinswende zeichnet sich ab
Stand: 22.03.2016
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Paris/Savannah - Die Äußerungen von drei Angehörigen der US-Notenbank Fed deuten darauf hin, dass der US-Leitzins bald weiter erhöht werden wird. Demnach scheint eine Zinsanhebung im April möglich. Der US-Dollar legte im Tagesverlauf zu den weltweit wichtigsten Währungen etwas zu.
Am konkretesten äußerte sich am späten Nachmittag der Chef der regionalen Notenbank von Atlanta, Dennis Lockhart. "Die Konjunkturdaten rechtfertigen einen weiteren Schritt bei einem der kommenden Sitzungstermine, möglicherweise schon bei dem Treffen im April", sagte Lockhart in Savannah laut Redemanuskript. Man werde beobachten, ob sich die Wirtschaft weiter in Richtung Vollbeschäftigung und Preisstabilität bewege.
Euro sackt im Vergleich ab
Nach dieser Aussage erreichte der Euro sein Tagestief von 1,1235 US-Dollar. Die Kurse von US-Staatsanleihen gaben nach. Die Aussicht auf eine baldige Fortsetzung der US-Zinswende stärkt den Dollar, weil eine Zinserhöhung die Geldanlage in den USA und damit den Dollar attraktiver macht. Im Gegenzug schwächt sie den Euro. Am US-Rentenmarkt stieg die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Papiere um knapp 0,04 Prozentpunkte gegenüber dem Vortag.
Am frühen Nachmittag hatte sich John Williams, Chef der regionalen Notenbank von San Francisco, ebenfalls zuversichtlich hinsichtlich einer Straffung der Geldpolitik geäußert. Angesichts ermutigender Daten sehe er eine baldige Zinsanhebung kommen, sagte Williams der Finanz-Nachrichtenagentur Market News International (MNI). Die kommenden Zinssitzungen im April und Juni seien dafür mögliche Termine.
US-Wirtschaft gilt als OK
Bedingung für eine Fortsetzung der Zinswende sei allerdings, dass die weltwirtschaftlichen Risiken nicht zunehmen, sagte Williams. Die US-Wirtschaft sei jedenfalls kein Hindernis. Um sie stehe es bestens. Sie habe sich auch beachtlich widerstandsfähig gegenüber globalen Entwicklungen gezeigt.
Während Lockhart und Williams sich explizit zu möglichen Terminen für weitere Zinserhöhungen äußerten, hatte der Präsident der regionalen Notenbank von Richmond, Jeffrey Lacker, am Morgen die Risiken einer wieder höheren Inflation in den USA betont. Jüngste Preisdaten zeigten, dass die Risiken vielleicht nicht "erheblich", aber "spürbar" gestiegen seien, sagte Lacker in Paris. "Ich denke, wir müssen das in unsere Überlegungen mit einbeziehen." Lackers Äußerung steht im Einklang mit denen seiner beiden Kollegen, denn die Erwartung einer steigenden Inflation spricht tendenziell für eine Zinsanhebung, weil niedrige Zinsen die Inflation befeuern.
Inflation zieht an
In den vergangenen Monaten ist die Inflation in den USA von einem niedrigem Niveau aus moderat gestiegen. Die Gesamtinflation liegt immer noch deutlich unter dem längerfristigen Preisziel der Notenbank von zwei Prozent. Die um Energie und Lebensmittel bereinigte Kernrate liegt jedoch deutlich über der Gesamtrate.
Die Fed hatte im Dezember 2015 zum ersten mal seit der Finanzkrise die Zinsen wieder leicht von der Nulllinie angehoben. Seitdem ist keine weitere Zinserhöhung erfolgt. Bei der jüngsten Sitzung vergangene Woche hatten die Notenbanker ihre eigene Zinsprognose gesenkt. Demnach rechnen sie in diesem Jahr nur noch mit zwei weiteren Zinsanhebungen anstatt mit vier.