Finanzexperten warnen vor "Bürgeranleihe" für Stromleitungen
Stand: 22.07.2013
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Kiel/Hamburg - Finanzexperten warnen vor den Risiken einer "Bürgeranleihe", mit der zunächst Bürger in Schleswig-Holstein den Ausbau des Stromnetzes mitfinanzieren und daran mitverdienen sollen. Fondsmanager und Analysten stufen das Papier nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" einhellig als "nicht empfehlenswert" für Kleinsparer ein. Es bestehe die Gefahr eines Totalverlustes des angelegten Geldes.
Anders als einst von der Politik versprochen, beteiligten sich die Bürger im Norden mit der Anleihe nicht am Stromnetz, sondern zeichneten eine Hybridanleihe der niederländischen Holding des Netzbetreibers Tennet. Diese werde im Insolvenzfall "nachrangig bedient".
Laut "Spiegel" erweist sich die an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste geplante Verbindung "als schwer verkäuflich". Obwohl die Zeichnungsfrist schon seit mehr als einem Monat laufe, hätten nach Auskunft von Tennet nur 1500 Anwohner Unterlagen angefordert. In den Kommunen entlang der Trasse laufe der Verkauf äußerst schleppend.
Diese Einschätzung relativierte Tennet am Sonntag. "Bis heute haben rund 2000 Haushalte Interesse an der Anlagemöglichkeit bekundet, und etwa 75 Prozent der Interessenten haben bis heute Zeichnungsscheine angefordert", sagte Sprecherin Ulrike Hörchens der Nachrichtenagentur dpa. Die Zeichnungsfrist laufe bis Ende August. Es sei noch zu früh, um Rückschlüsse auf die Resonanz zu ziehen.
Tennet baut bis 2018 die 150 Kilometer lange Leitung zwischen Brunsbüttel und Niebüll, die künftig Windenergie aus dem Norden in den Süden transportieren soll. Anleihen sind ab 1000 Euro möglich. Erwerben dürfen sie aber nur Bewohner der Landkreise Nordfriesland und Dithmarschen, durch deren Region die Leitung führen wird.