Finanzexperte rechnet mit zweitem Griechenland-Schuldenschnitt
Stand: 04.07.2012
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Hamburg - Der Mann hinter dem griechischen Schuldenschnitt rechnet mit weiteren drastischen Maßnahmen zur Sanierung der Finanzen des von der Pleite bedrohten Eurolandes. "Ein zweiter Schuldenschnitt würde mich nicht überraschen", sagte Lee Buchheit, weltweit einer der führenden Experten für die Umschuldung von Staaten und Anwalt bei der New Yorker Kanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton, der Wochenzeitung "Die Zeit". Buchheit hatte auf Bitten der griechischen Regierung dabei geholfen, die Schuldenlast Athens im März dieses Jahres um rund 100 Milliarden Euro zu senken.
Ein weiterer Schuldenschnitt für Griechenland könnte Deutschland teuer zu stehen kommen: Nach dem ersten Schuldenschnitt seien so gut wie alle privaten Gläubiger aus griechischen Anleihen ausgestiegen. In einer nächsten Runde mit dem Rotstift träfe es daher die öffentlichen Gläubiger - Organisationen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF) oder die EZB, die aus öffentlichen Mitteln finanziert werden.
Im Fall von Spanien und Italien hält Buchheit andere Maßnahmen im Kampf gegen die Schuldenkrise für erfolgsversprechender. Dort hielten vor allem die heimischen Banken die Anleihen des eigenen Staates. Ein Schuldenschnitt würde damit direkt das Bankensystem treffen. "Die Regierung müsste die durch die Umschuldung gesparten Mittel gleich wieder zur Stützung des Finanzsystems einsetzen", sagte Buchheit. Er würde daher die Laufzeit der Bonds um fünf oder sieben Jahre verlängern. Damit würden zumindest in den Büchern der Banken der nominale Wert und die Zinsen bestehen bleiben.