Festgeldzinsen: Talsohle vorerst erreicht – kurze Laufzeiten bringen im Schnitt noch über 3 Prozent
Stand: 11.04.2024
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Seit ihrem Höhepunkt gegen Ende des letzten Jahres sind die Festgeldzinsen spürbar gesunken. Eine durchschnittliche Verzinsung oberhalb der 3-Prozent-Marke bieten nur noch kurzfristige Termingelder mit einem Jahr Laufzeit. Doch die Talsohle scheint allmählich erreicht: Wie eine aktuelle Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt, sind die Festgeldzinsen im letzten Monat kaum noch gesunken. Für die Analyse wurden die Tages- und Festgeldkonditionen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet.
Durchschnittlich verzinstes Festgeld bringt positive Realzinsen
Beim Festgeld mit einem Jahr Laufzeit liegen die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Angebote aktuell bei 3,03 Prozent. Alle länger laufenden Festgelder scheitern an der 3-Prozent-Marke: Zweijähriges Festgeld wird im Schnitt mit 2,89 Prozent verzinst, fünfjähriges Festgeld bringt durchschnittlich 2,59 Prozent.
Bei einer Inflationsrate von zuletzt nur noch 2,2 Prozent bietet somit selbst durchschnittlich verzinstes Festgeld unabhängig von der Laufzeit derzeit eine positive Realrendite. Wer vor der Anlageentscheidung Angebote vergleicht, kann sich aber noch wesentlich höhere Zinsen sichern. Für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit zahlen deutsche Banken aktuell bis zu 3,8 Prozent. Bei diesem Zinssatz dürfen sich Sparer, die 10.000 Euro anlegen, am Ende des Anlagezeitraums über 760 Euro Zinsen freuen.
"Gute Festgeldangebote im Markt bieten eine Verzinsung weit oberhalb der laufenden Teuerungsrate", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Für viele Sparer ist das attraktiv. Sie können sich für einen längeren Zeitraum auskömmliche Zinsen festschreiben und müssen sich um die weitere Zinsentwicklung erst einmal nicht mehr kümmern."
Zunehmend inverse Zinsstruktur
Ihren Gipfel hatten die Festgeldzinsen Ende 2023 erreicht und sind seitdem spürbar gesunken. Am stärksten fiel der Rückgang mit 0,62 Prozentpunkten beim Festgeld mit 5 Jahren Laufzeit aus. Die Durchschnittszinsen zweijähriger Festgelder sanken seit ihrem Höhepunkt im November 2023 um 0,5 Prozentpunkte. Einjähriges Festgeld verzeichnete ein moderateres Minus von 0,3 Prozentpunkten.
Dass der Rückgang beim langfristigen Festgeld am stärksten ausfiel, führt zu einer zunehmend inversen Zinsstruktur. Das bedeutet, dass Banken kurzfristige Festgelder aktuell wesentlich höher verzinsen als länger laufende Anlagen, weil die Marktteilnehmer perspektivisch mit sinkenden Zinsen kalkulieren.
"Talsohle fürs Erste erreicht"
Zuletzt haben sich die Festgeldzinsen aber wieder stabilisiert. Im März sanken die Durchschnittszinsen nur noch geringfügig – um 0,02 Prozentpunkte bei den zweijährigen und um jeweils bis 0,04 Prozentpunkte bei ein- und fünfjährigen Festgeldanlagen.
"Fürs Erste scheint die Talsohle beim Festgeld erreicht. Ob und wie schnell es weiter nach unten geht, wird vom geldpolitischen Ausblick abhängen, den EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach dem anstehenden Notenbanktermin geben wird", sagt Oliver Maier. "Eine Leitzinssenkung im Sommer ist in den aktuellen Festgeldkonditionen bereits eingepreist. Doch sollten die Währungshüter angesichts der gesunkenen Inflation im Euroraum nicht nur eine, sondern sogar zwei Leitzinssenkungen in Aussicht stellen, könnten die Festgeldzinsen noch tiefer in den Keller gehen."
Tagesgeldzinsen stagnieren noch
Beim Tagesgeld beobachtet Verivox bislang noch stagnierende Zinsen. Ebenso wie im Vormonat zahlen bundesweit aktive Banken im Schnitt aktuell 1,75 Prozent. "Perspektivisch rechnen wir auch beim Tagesgeld mit sinkenden Zinsen", sagt Oliver Maier. "Sparer sollten beachten, dass die Kreditinstitute ihre Zinsen für täglich verfügbare Einlagen jederzeit ändern und an die aktuelle Marktlage anpassen können. Sie sollten die weitere Zinsentwicklung also genau im Blick behalten und ihr Geld gegebenenfalls abziehen, sobald die eigene Bank die Zinsen reduziert."
Große Unterschiede im Markt
Schon heute sind die Unterschiede im Markt groß. Bei den Sparkassen erhalten Tagesgeldanleger im Schnitt 0,63 Prozent Zinsen. Noch geringfügig niedriger fällt der Durchschnittszins mit 0,62 Prozent bei den regionalen Genossenschaftsbanken aus. Dazu zählen die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. Bei den regionalen Kreditinstituten müssen sich Sparer also mit gut einem Drittel der Tagesgeldzinsen begnügen, die bundesweit aktive Banken durchschnittlich anbieten (1,75 Prozent).
Noch deutlich höhere Zinsen zahlen die Top-Anbieter im Markt. Aktuell bieten sieben deutsche Banken Tagesgeldzinsen von 3 Prozent oder mehr – und zwar nicht nur als befristete Neukundenkondition, sondern allen Kunden gleichermaßen.
"Teilweise wird argumentiert, beim Tagesgeld seien hohe Zinsen wegen der überschaubaren Anlagebeträge nicht so wichtig. Doch auch bei Summen, die viele Menschen als finanzielle Reserve täglich verfügbar halten, lohnt sich der Vergleich", sagt Oliver Maier. Wer 10.000 Euro zu 3 Prozent Zinsen ein Jahr lang anlegt, streicht 237 Euro mehr Zinsen ein als bei einer Tagesgeldanlage zum aktuellen Durchschnittszins der Sparkassen.
Methodik
Für die Analyse hat Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro ausgewertet. Berücksichtigt wurden sämtliche Kreditinstitute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Stichtag der Durchschnittszins-Auswertung ist der 04.04.2024.