EZB unter Druck: Zypern-Rettung sorgt für Unsicherheit
Stand: 03.04.2013
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Frankfurt/Main - Die Krise in Europa will nicht weichen. Zypernrettung, Wahlchaos in Italien, schwache Konjunktur in den Euroländern: Die Währungshüter um EZB-Präsident Mario Draghi stehen immer wieder unter Zugzwang. Am morgigen Donnerstag kommt der EZB-Rat zu seiner nächsten regulären Sitzung in Frankfurt zusammen. Eine Senkung der Leitzinsen wird indessen nicht erwartet.
Zwar habe das von Draghi nach der letzten Ratssitzung vor vier Wochen gezeichnete positive Bild Risse bekommen, konstatiert Commerzbank-Ökonom Michael Schubert. Die konjunkturelle Lage trübte sich wieder ein, Stimmungsindikatoren sanken wieder, erste Daten aus der Industrie, dem Bausektor oder dem Einzelhandel enttäuschten.
"Trotzdem dürften die Leitzinsen wohl nicht geändert werden. Denn die EZB-Ratsmitglieder sehen eine Senkung offenbar als ein wenig effektives Mittel an, um die aktuellen Probleme des Euroraums zu mildern", schreibt Schubert. Somit dürfte der Leitzins auf dem Rekordtief von 0,75 Prozent verharren.
Es gehe darum, dass Draghi die Nervosität an den Märkten dämpfe, meinen die Experten von Unicredit. Dass für die Zypern-Rettung erstmals in der Euro-Schuldenkrise Bankkunden per Zwangsabgabe an den Milliardenlasten beteiligt werden, hatte für Verunsicherung gesorgt - umso mehr, als Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem mit der Aussage zitiert wurde, das Modell sei eine "Blaupause" für künftige Hilfsprogramme. Dijsselbloem ruderte später zurück.
Ökonomen sehen ein Grundprinzip der Währungsunion außer Kraft gesetzt, da ein Euro auf einem zyprischen Konto nach Ansicht von Sparern nun weniger wert ist als im restlichen Euroraum. Auch die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sehen Klärungsbedarf: "Zwar wurde der Staatsbankrott abgewendet, der Zugriff auf die Einlagen über 100.000 Euro und die damit einhergehenden Kapitalverkehrskontrollen sind jedoch zu einer offenen Flanke für die Währungsunion geworden. EZB-Präsident Draghi wird daher deutlich machen, dass das Zypern-Modell nicht auf andere Länder übertragbar ist."