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EZB sorgt sich um Mini-Inflation

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt - Seit Monaten liegt die Inflationsrate in Deutschland nahe Null. Vor allem der stark gesunkene Ölpreis drückt die Teuerungsrate. Während Verbraucher davon profitieren, sorgt sich die Europäische Zentralbank (EZB) um den geringen Preisauftrieb.

Wie entwickelt sich der Ölpreis?

Seit dem Votum der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union (Brexit) ist der Preis für den Schmierstoff der Weltwirtschaft wieder unter Druck geraten. Ökonomen fürchten wirtschaftliche Folgen für Europa. Kühlt sich die Wirtschaft ab, sinkt in der Regel der Energieverbrauch und damit der Ölpreis. Zugleich flüchten Investoren in unsicheren Zeiten in als sicher geltende Anlagen. Riskantere Investments, zu denen auch Rohöl gehört, werden dagegen abgestoßen.

Welche Folgen hat der niedrige Ölpreis für die Inflation?

Energie - also Kraftstoffe und Heizöl, aber auch Gas und Strom - fließen mit fast elf Prozent in die Berechnung der Teuerungsrate in Deutschland ein. Im Mai 2016 lagen die Verbraucherpreise gerade einmal um 0,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Ohne die Energiepreise hätte die Rate nach Angaben des Statistischen Bundesamtes aber bei 1,2 Prozent gelegen.

Wie wird sich die Inflation entwickeln?

Ökonomen rechneten zuletzt damit, dass die Verbraucherpreise zum Jahresende anziehen werden. Allerdings dürften die Preise nach Einschätzung der Bundesbank deutlich langsamer aus dem Keller kommen als noch im Dezember angenommen. Für das laufende Jahr gehen die Notenbank-Ökonomen in ihrer jüngsten Prognose - gemessen am europäischen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) - von einer Teuerungsrate von 0,2 Prozent aus. Für den Euro-Raum sagte die EZB zuletzt ebenfalls 0,2 Prozent voraus.

Wieso bereitet die niedrige Inflation der EZB Sorgen?

Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Verbraucher könnten Anschaffungen aufschieben, weil sie erwarten, dass es noch billiger wird. Die EZB strebt daher mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.

Wie reagieren die Währungshüter?

Mit einem bisher einmaligen Maßnahmenbündel will die EZB die Kreditvergabe im Euroraum ankurbeln und so Konjunktur und Inflation anschieben. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld leihen können, liegt seit März bei null Prozent. Zudem müssen Banken für Geld, das sie bei der EZB parken statt es als Kredite weiterzureichen, seither 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Das vor allem in Deutschland umstrittene milliardenschwere Programm zum Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren wurde von 60 Milliarden auf 80 Milliarden Euro monatlich ausgeweitet.

Wie wirken die Maßnahmen?

Trotz der Geldflut kommt die Teuerungsrate bisher nicht aus dem Keller. "Wir müssen die volle Auswirkung der Maßnahmen abwarten", sagte EZB-Präsident Mario Draghi jüngst. Das Problem: Viele Unternehmen halten sich wegen der unsicheren Lage auf dem Weltmarkt zurück mit Investitionen und damit auch mit der Aufnahme neuer Kredite. Vergrößert wird die Unsicherheit durch das Brexit-Votum in der vergangenen Woche. Noch ist völlig unklar, wie das Verhältnis von Großbritannien zur Europäischen Union künftig aussehen wird. Offen ist auch, wie lange die Verhandlungen darüber dauern werden. "Alle verlieren - die Volkswirtschaft insgesamt, Europa und als Folge von Unsicherheit und Echoeffekten wird auch die Weltwirtschaft darunter leiden", sagt der Ökonom Thomas Straubhaar.