EZB: Plan zu Anleihekäufen und Warnung vor starkem Euro
Stand: 08.09.2017
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Frankfurt - Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat erklärt, einen Ausstiegsplan aus den billionenschweren Anleihekäufen im Oktober zu präsentieren. Gleichzeitig äußerte er auch Bedenken zur jüngsten Aufwertung des Euro.
Nach langer Zeit der Stille hat sich Draghi zur deutlichen Aufwertung des Euro seit Jahresbeginn geäußert. Die jüngsten Schwankungen des Eurokurses seien eine "Quelle der Unsicherheit" und erforderten eine Überwachung, sagte er nach der Zinssitzung. Der Euro reagierte auf die Bemerkungen aber nicht mit Kursverlusten, sondern stieg sogar an. Zuletzt kostete er mit 1,1998 US-Dollar etwas mehr als vor den Aussagen. Kurzzeitig war der Kurs bis auf 1,2059 Dollar geklettert.
Eurokurs dämpft Inflation
Draghi betonte, der Eurokurs sei nach wie vor kein Ziel der EZB-Geldpolitik. Allerdings habe er Auswirkungen auf Wachstum und Inflation. Ein höherer Eurokurs verteuert Ausfuhren aus dem Euroraum und verbilligt Einfuhren in das Währungsgebiet. In der Folge können dadurch das Wirtschaftswachstum belastet und die Inflation gedrückt werden. Auf die Frage eines Journalisten, welches Kursniveau aus seiner Sicht angebracht sei, sagte Draghi, er kommentiere Wechselkursniveaus grundsätzlich nicht.
Sorgen wegen der Stärke des Euro scheinen laut Thimothy Graf, Volkswirt beim Finanzdienstleister State Street, der EZB zu denken zu geben. "Der Versuch Draghis, die Stärke des Euros hervorzuheben, scheinen den Euro jedoch nur noch mehr gestärkt zu haben", schreibt der Ökonom.
Ausstiegsplan soll im Oktober präsentiert werden
Draghi hat baldige Entscheidungen zum weiteren Vorgehen bei dem milliardenschweren Wertpapierkaufprogramm der Notenbank in Aussicht gestellt. "Wahrscheinlich wird der Großteil der Entscheidungen im Oktober getroffen", sagte Draghi. Unvorhergesehene Entwicklungen könnten jedoch zu einer Verschiebung führen. Die nächste Sitzung des EZB-Rats findet am 26. Oktober statt.
Bei der aktuellen Sitzung sei vorerst nicht über konkrete geldpolitische Optionen diskutiert worden, sagte Draghi. Es sei aber grundsätzlich sowohl über die weitere Dauer als auch über das Volumen der Wertpapierkäufe gesprochen worden. Die Diskussion über einen Ausstieg sei aber noch in einem frühen Stadium. Draghi erwartet jedoch, dass man im Oktober mit den Vorbereitungen fertig sei.
Zunächst wurde jedoch der bisherige Kurs bestätigt. Das Anleihekaufprogramm soll bis mindestens Ende 2017 fortgesetzt werden. Selbst eine Ausweitung der monatlichen Käufe wird weiterhin als Option genannt. Der Leitzins bleibt weiterhin bei null Prozent und soll laut Draghi auch eine geraume Zeit nach dem Ende der Anleihekäufe niedrig bleiben.
EZB kann mit Knappheiten umgehen
"Über die mögliche Verknappung von Anleihen wurde nicht gesprochen", sagte Draghi. Die Notenbank habe jedoch gezeigt, dass sie mit Knappheiten umgehen könne. Die EZB hatte versprochen, dass sie nicht mehr als ein Drittel aller möglichen Staatsanleihen eines Landes halten wird. Über eine Änderung dieser Limits sei nicht gesprochen worden. Ökonomen erwarten, dass die EZB schon im kommenden Frühjahr hier an Grenzen stoßen könnte. Über eine Ausweitung des Programms auf andere Wertpapiere, wie Aktien, wurde laut Draghi nicht gesprochen.
"Wenn im Oktober eine Anpassung des Wertpapierkaufprogramms verkündet wird, erfolgt dies nicht etwa, weil die EZB ihre Inflationsziele erfüllt hat, sondern alleine aufgrund regulatorischer Gegebenheiten", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Würden die Frankfurter Währungshüter ungebremst weiterkaufen, verletzten sie schon bald die Ankaufobergrenze von 33 Prozent je Emittent. Weil nun aber regulatorische und nicht etwa ökonomische Gründe für eine Reduzierung der monatlichen Wertpapierkäufe sprechen, wird die EZB äußerst behutsam vorgehen."
Die Notenbank hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum des Euroraums im laufenden Jahr erhöht. 2017 rechnet die Notenbank mit einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 2,2 Prozent. Bislang lag die Projektion bei 1,9 Prozent. Die Inflationsprognosen wurden dagegen teilweise gesenkt. Draghi begründete dies auch mit dem starken Eurokurs. Für das kommende Jahr erwartet die Notenbank einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,2 Prozent anstatt bisher 1,3 Prozent. Für das laufende Jahr wurde die Prognose hingegen bei 1,5 Prozent belassen.