EZB: Leitzins bleibt bei 1,0 Prozent
Stand: 12.01.2012
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Frankfurt/Main - Ökonomen gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer am heutigen Donnerstag stattfindenden ersten Sitzung des Jahres keine weiteren Schritte ergreifen wird. Der Leitzins werde nach Einschätzung fast aller befragter Volkswirte höchstwahrscheinlich auf dem Rekordtiefstand von 1,0 Prozent belassen.
Immer mehr Volkswirte halten es angesichts der erwarteten Rezession in der Eurozone für möglich, dass die Notenbank im laufenden Jahr den Hauptrefinanzierungssatz unter diese Marke senken könnte. Auf ihrer Sitzung im Dezember hatte sie den Leitzins wie bereits schon im Vormonat um 0,25 Prozentpunkte reduziert.
Auch bei den unkonventionellen Maßnahmen wird es laut Experten im Dezember keine weiteren Schritte geben. Die EZB hatte im Dezember den Sicherheitenrahmen ausgeweitet, den Mindestreservesatz von zwei auf ein Prozent gesenkt und zwei Drei-Jahrestender beschlossen. In der Zwischenzeit hat die EZB zudem auch noch die neue Ressortaufteilung bekanntgegeben.
Konjunkturelle Lage stabil
"Die erste EZB-Ratssitzung des neuen Jahres wird kaum Neuigkeiten bieten", erwartet die DekaBank in einem Ausblick. Präsident Mario Draghi habe die politisch heikle Klippe der Geschäftsverteilung locker umschifft und den Langzeittender von drei Jahren umgesetzt. Daher bleibe nur noch die Frage nach dem langfristigen Zinsausblick. Zunächst dürfte die Notenbank abwarten. Die konjunkturelle Lage hat sich laut DekaBank in den letzten Wochen nicht wesentlich verschlechtert. Das warme Winterwetter könnte zudem kurzfristig zu positiven Überraschungen führen.
Keine weiteren Schritte erwartet auch Commerzbank-Experte Michael Schubert, da der EZB-Rat bereits im Dezember umfangreiche Lockerungsmaßnahmen beschlossen habe. Die Notenbank dürfte erst einmal abwarten wie die bisherigen Maßnahmen sich auswirkten.
Mindestreservesatzsenkung ab 18. Januar wirksam
Tatsächlich seien noch nicht alle Maßnahmen umgesetzt. So wird die Mindestreservesatzsenkung erst ab dem 18. Januar wirksam und Ende Februar wird ein weiterer Drei-Jahrestender ausgeschrieben. Draghi dürfte sich laut Schubert jedoch alle Optionen für weitere Schritte der EZB offen halten, indem er die "hohe Unsicherheit" und die "beträchtlichen Abwärtsrisiken" hervorhebt. Es herrsche im Rat aber offenbar noch keine Einigkeit, ob die EZB den Leitzins auch unter den bisherigen Rekordtiefstand von 1,0 Prozent senken könnte.
Keine weitere Leitzinssenkung in 2012?
Die Volkswirte der Postbank erwarten für das gesamte Jahr keine weitere Leitzinssenkung. Die bisherigen Maßnahmen dürften ihre Wirkung zum Teil erst mit einiger Verzögerung entfalten. Dies mache einen weiteren Zinssenkungsschritt daher auf der bevorstehenden Sitzung und in den nächsten Monaten unwahrscheinlich.