EZB-Direktor sieht trotz Schuldenkrise keine Inflationsgefahr
Stand: 08.10.2012
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Berlin - Der Vorsitzende der Europäischen Zentralbank (EZB), Jörg Asmussen, befürchtet trotz der anhaltenden Euro-Schuldenkrise keine Inflationsgefahr für die Euro-Zone. "Ich sehe keine steigende Geldentwertung. Nach unseren Prognosen wird bereits im nächsten Jahr die Inflation wieder unter die 2-Prozent-Marke sinken", so Asmussen gegenüber der "Bild am Sonntag".
Die Europäische Zentralbank (EZB) werde auch künftig die Stabilität der Gemeinschaftswährung gewährleisten. "Darüber muss sich niemand Sorgen machen."
Die EZB hatte zuletzt angekündigt, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen, die unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen. Kritiker warnen, dies könnte die Inflation in der Eurozone treiben.
Asmussen verwies darauf, dass die Inflationsrate in der Eurozone seit Bestehen der gemeinsamen Währung bei zwei Prozent liege, in Deutschland sogar nur bei 1,6 Prozent. "Das ist niedriger als zu Zeiten der D-Mark." Mit Blick auf den derzeitigen Inflationswert des Euro von 2,7 Prozent sagte Asmussen: "Das ist nur der Monatswert für September, der im Wesentlichen durch hohe Energiepreise bedingt ist."
Sorgen vor einer Geldentwertung
Der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, warnte vor den Folgen der Politik, mit der die USA und Europa ihre Schulden- und Wachstumskrise bekämpfen. "Die extrem lockere Geldpolitik der USA strahlt auf große Schwellenländer wie China aus, die nicht solche Probleme haben. Dort sind die Zinsen zu niedrig. Dort überhitzt die Wirtschaft als Erstes", sagte er dem "Spiegel". Aber auch in Deutschland wachse die Gefahr der Geldentwertung. Auch der Deutschland-Chef des weltweit größten Anleihemanagers Pimco, Andrew Bosomworth, hält Sorgen vor einer Geldentwertung für berechtigt.
In einer Umfrage der "Wirtschaftswoche" warnten mehrere deutsche Ökonomen vor deutlich steigenden Inflationsraten. Der Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier, erwartet, dass die Inflationsrate auf mindestens drei Prozent steigt. Degussa-Chefvolkswirt Thorsten Polleit sagte: "Ich fürchte, dass es sogar zweistellige Preissteigerungen gibt."
Der Freiburger Volkswirt Lüder Gerken sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag), eine spürbare Entwertung der Währung sei die zwingende Folge der Hilfen des dauerhaften Euro-Rettungsschirms ESM und der Europäischen Zentralbank (EZB).