EZB: Commerzbank-Chef fordert Ende der Anleihekäufe
Stand: 05.09.2017
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Frankfurt - "Ich habe vor der EZB großen Respekt. Mit ihren Anleihekäufen hat sie der Politik in Europa Spielräume verschafft, um Reformen einzuleiten", sagte Martin Zielke, Chef der Commerzbank. "Die Medizin hat gewirkt. Aber wie bei jedem Medikament gibt es Nebenwirkungen, und die werden größer. Irgendwann müssen Sie die Medikamente absetzen, und dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt."
Die nächste reguläre Möglichkeit, das Tempo bei den Anleihekäufen zu drosseln, ist an diesem Donnerstag. Dann tagt der EZB-Rat. Nachdem viele Experten im Frühjahr und frühen Sommer noch darauf gesetzt hatten, dass EZB-Präsident Mario Draghi schon bei der September-Sitzung einen Plan für den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm vorlegt, sind diese Erwartungen inzwischen geschrumpft. Inzwischen gehen die meisten Volkswirte davon aus, dass dies erst bei der nächsten Sitzung am 26. Oktober erfolgen wird.
Zielke bekräftigte aber frühere Aussagen, wonach die Commerzbank dank des Sparkurses und der Digitalisierung auch längerfristig mit niedrigen Zinsen leben kann. "Wir haben uns darauf eingestellt und kommen zurecht", sagte er. Die niedrigen Zinsen seien nur ein Faktor in einer sich radikal wandelnden Branche. "Wir als Commerzbank konzentrieren uns vor allem auf die sich bietenden Chancen - vor allem bei der Digitalisierung. Wir sind die disruptive Großbank in Deutschland."
Die Idee einer Fusion mit der Deutschen Bank, wie es im Sommer 2016 kurzzeitig möglich schien, schiebt Zielke zur Seite: "Konsolidierung ist kein Allheilmittel, auch organisch kann man wachsen." Ebenso sieht er keine Notwendigkeit, die restlichen Anteile an der börsennotierten Online-Tochter Comdirect <DE0005428007> zu übernehmen. "Solange Commerzbank und Comdirect erfolgreich sind, gibt es für mich keinen Grund, das infrage zu stellen."