EZB-Chef hat keine Hoffnung auf schnelles Ende der Krise
Stand: 27.01.2012
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Davos - Ein schnelles Ender der Schuldenkrise in Europa ist nach Ansicht des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, nicht in Sicht. "Die Risikoaufschläge der europäischen Krisenstaaten könnten noch für längere Zeit auf erhöhtem Niveau verharren", erklärte er am Freitag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Zudem warnte Draghi vor den Auswirkungen des strikten Sparkurses im Euroraum: Haushaltskonsolidierung führe zu Schrumpfungsprozessen. "Viele der betroffenen Länder wachsen nicht".
Nach der Dreijahresgeldspritze in Höhe von fast 500 Milliarden Euro, die die EZB den Banken der Eurozone im Dezember gesetzt hat, erkennt Draghi allerdings Belebung am Interbankenmarkt. Bestimmte Bereiche des unbesicherten Handels zwischen den Instituten seien inzwischen "wieder geöffnet". Die positiven Anzeichen, dass der Stress am Finanzmarkt nachlässt, hätten zuletzt zugenommen, was sich auch am europäischen Bond-Markt erkennen lasse. Es sei jedoch noch ein weiter Weg zurück zur Normalisierung.
Den geplanten Fiskalpakt bezeichnete Draghi als "ersten Schritt" in Richtung einer gemeinsamen Haushaltspolitik Europas. Er betonte jedoch, dass diese Entwicklung nicht mit einer Transferunion beginnen könne.
Der EZB-Chef lobte außerdem Fortschritte bei der Stabilisierung des europäischen Bankensektors. "Die Banken sind heute besser kapitalisiert und immuner gegen die Perversionen, die die Krise verursacht hat", sagte Draghi. Die Risikopuffer seien heute sehr viel wirksamer. "Die letzten zwei Jahre waren ja alles andere als ruhig - aber das Finanzsystem hat sich als stabil erwiesen."