EZB-Chef Draghi warnt vor niedriger Inflation
Stand: 28.02.2014
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Frankfurt - EZB-Chef Mario Draghi hat vor dauerhaft geringem Preisauftrieb gewarnt, zugleich aber auch Deflationsängste gedämpft. "Wenn die Inflation für eine längere Zeit niedrig bleibt, ist das natürlich ein Risiko an sich", sagte Draghi am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Bundesbank in Frankfurt.
Die schwache Teuerung zeige, dass man nur einen kleinen "Sicherheitspuffer" zur Nulllinie habe. Sie erschwere zudem die Strukturanpassung im Euroraum. Eine höhere Inflation macht es Staaten grundsätzlich leichter, ihre Schuldenberge abzubauen.
Zugleich dämpfte Draghi Ängste vor einer deflationären Abwärtsspirale aus sinkenden Verbraucherpreisen und schwachem Wirtschaftswachstum. "Wir befinden uns definitiv nicht in einer Deflation."
Unter Deflation versteht man einen Teufelskreis aus Preisverfall und Konjunkturschwäche, bei dem Verbraucher und Unternehmen in Erwartung weiter sinkender Preise in Kauf- und Investitionsstreik treten.
Im Januar hatte die Inflationsrate im Euroraum bei 0,8 Prozent gelegen. Damit lag sie weit entfernt vom Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp zwei Prozent.
Bislang gibt es laut Draghi keine Anzeichen dafür, dass Konsumenten ihre Ausgaben in Erwartung weiter sinkender Preise aufschieben und so die Wirtschaft abwürgen. Der EZB-Chef bekräftigte, die langfristigen Inflationserwartungen blieben fest verankert.
Am Freitag wird für den Euroraum die erste Schätzung für die Preisentwicklung im Februar erwartet. Volkswirte großer Banken wie Credit Suisse, Citigroup oder Commerzbank rechnen damit, dass die EZB ihre Zinsen bald weiter senken wird, um sich gegen deflationäre Risiken zu stemmen.
Bereits im November hatte die Notenbank mit einer Zinssenkung auf das Rekordtief von 0,25 Prozent auf die niedrige Inflation reagiert. Auf ihrer nächsten Zinssitzung wird die EZB erstmals auch Inflationsprognosen veröffentlichen, die bis 2016 reichen.