EZB belässt Leitzins auf Rekordtief - Warten auf neue Geldflut
Stand: 09.02.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Frankfurt/Main - Die Zinsen für den Euroraum werden nicht gesenkt. Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) haben am Donnerstag mitgeteilt, dass der Zinssatz auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent bleibt.
Volkswirte hatten mit der Zinspause gerechnet, nachdem die Notenbank den wichtigsten Zins zur Versorgung der Geschäftsbanken im Euroraum mit Zentralbankgeld Ende 2011 in zwei Schritten gesenkt hatte. Seither haben Konjunkturdaten positiv überrascht.
Experten rechnen mit Lockerung der Geldpolitik
Doch die Lösung der Euro-Staatsschuldenkrise und die Rettung Griechenlands lassen weiter auf sich warten. Volkswirte rechnen deshalb mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik, sollte sich die Situation zuspitzen. Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite und können so das Wachstum anschieben.
Beobachter erwarten, dass sich EZB-Präsident Mario Draghi weiterhin alle Optionen offenhalten und zusätzliche Zinsschritte nicht ausschließen wird. Zunächst hält die EZB ihr Pulver aber trocken - zumal längst beschlossen ist, dass sie den Geschäftsbanken zum Monatsende ein zweites Mal für die außergewöhnlich lange Laufzeit von drei Jahren billiges Geld anbieten wird.
Kurz vor Weihnachten hatte die Notenbank auf diese Weise fast 500 Milliarden Euro an Geldinstitute der Eurozone ausgereicht. Damit sollen das kränkelnde Geschäft der Banken untereinander wiederbelebt und eine Kreditklemme verhindert werden - denn das würde die ohnehin angeschlagene Konjunktur weiter belasten. Die Maßnahme beruhigte die Anleihenmärkte und bescherte den Börsen kräftige Kursgewinne.
Spekulationen über EZB-Beteiligung am griechischen Schuldenschnitt
Zuletzt hatte es Spekulationen um eine Beteiligung der EZB am griechischen Schuldenschnitt gegeben, um so ein Milliardenloch zu stopfen. Die Notenbank kommentierte dies bislang nicht. Volkswirte halten es für denkbar, dass die EZB ihre griechischen Staatsanleihen im Wert von geschätzten 45 Milliarden Euro - die sie mit einem Abschlag von rund 25 Prozent gekauft haben dürfte - ohne Gewinn oder Verlust an den Rettungsfonds EFSF überträgt. Dieser - letztlich also die Regierungen - könnte die Gewinne an Griechenland weitergeben. Damit wäre die Notenbank außen vor und nicht in Gefahr, gegen das Verbot der Staatsfinanzierung mit der Notenpresse zu verstoßen.