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Experten: Keine Immobilienblase in Deutschland

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Die Verunsicherung in Zeiten der Euro-Schuldenkrise ist groß. Immer mehr Anleger flüchten deshalb auch hierzulande ins "Betongold". Dennoch sehen Experten nicht die Gefahr einer Immobilienblase. Aber was ist in Deutschland anders als im Ausland?

In Irland hinterließ die Immobilienblase hunderte Geistersiedlungen. In Spanien trieb ihr Platzen das Land fast in den Ruin, in den USA 2008 sogar die ganze Welt in eine Krise. Auch in Deutschland steigen die Immobilienpreise rasant, seit viele Anleger aus Inflationsangst das "Betongold" entdeckten. Jeder Dritte fürchtet auch hier eine Immobilienblase - bislang unbegründet, meinen Wirtschaftsforscher: "Kein Blasen-Potenzial." Doch was macht die Situation in Deutschland anders?

"Die Überhitzung dauert hier länger als in anderen Ländern", sagt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Zwar stiegen Bauvolumina und Preise deutlich an und eine Blase könne für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Es komme aber nicht so schnell zu Exzessen, wie in Spanien oder den USA. "Eine solche Blase ist hier nur schwer möglich", sagt auch der Immobilienexperte der Deutschen Bank, Jochen Möbert. Seine Begründung: "Die Kreditvergabe wird in Deutschland nie exorbitant werden."

Banken vergeben Baukredite nicht leichtfertig

Ohne Kredite keine schlimme Blase, ist das Credo. Erst durch massiven Einsatz von Fremdkapital werde eine Blase für die Gesamtwirtschaft gefährlich, erläutert der Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Die Banken seien hierzulande bei der Vergabe von Baukrediten deutlich konservativer als in Spanien oder den USA, weiß Krämer - ohne Eigenkapital kein Kredit.

Auch die Forscher des arbeitgebernahen IW bedienen das Klischee des konservativen Deutschen. Hierzulande setze man eher auf den sicheren Hafen und damit auf Eigenkapital, heißt es. Trotz historisch niedriger Zinsen gingen die Deutschen kaum Kreditrisiken ein, betont Hüther. In den vergangenen neun Jahren stiegen die Kreditbestände für Wohnungskäufe gerade einmal um sieben Prozent - in Spanien und Irland dagegen um 150 Prozent. Jetzt nutzten die Deutschen die niedrigen Zinsen, um ihre Kredite schneller zu tilgen, statt neu zu investieren.

Miet-Mentalität der Deutschen verhindert Immobilienblase

Doch es steckt mehr dahinter als das Sparfuchs-Klischee: Auch die deutsche Miettradition hilft nach Expertenmeinung, eine Blase zu verhindern. "In Großbritannien ist die Wohneigentumsquote groß - es gibt kaum Mietwohnungen", sagt Immobilienökonom Michael Voigtländer. Sobald die Zinsen niedrig seien, müssten Engländer und Spanier zuschlagen und eine Wohnung kaufen. "Das ist in Deutschland anders, stärker vom Kapitalmarkt abgekoppelt." Die Deutschen mieten und sparen - erst wenn genug Eigenkapital da ist, werde gekauft.

Auch die Finanzierungskultur ist eine andere. Während in Deutschland vorwiegend Festzinsen - meist über zehn Jahre - vergeben würden, sei die überwiegende Zahl der Darlehen in Großbritannien oder Spanien variabel verzinst, erläutert Voigtländer. Es kann also teurer werden, als bei Abschluss des Kredites abzusehen.

In Deutschland seien die Häuserpreise verglichen mit dem verfügbaren Einkommen derzeit noch überwiegend niedrig, betont Möbert. Doch sie steigen - seit 2010 mit bis zu 4,5 Prozent sogar stärker als die Inflation. Verunsichert durch die Euro-Krise gelten Immobilien vielen als sichere Anlage. Statt fremden Geldes stecken die Deutschen also ihr Erspartes in Häuschen oder Wohnung. Diese Art der Immobilienfinanzierung stabilisiere den Markt, sagen die Forscher.