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Europäer halten ihr Wissen über Geldanlagen für schlecht

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt/Main - Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hat gezeigt, dass die Europäer ihr eigenes Wissen über Geldanlagen für unzureichend halten. Ganze 58 Prozent der mehr als 11.000 Befragten schätzten ihre eigenen Kenntnisse auf dem Gebiet als "mittelmäßig" bis "schlecht" ein. Dies teilten die Initiative "Investmentfonds. Nur für alle" und der deutsche Fondsverband BVI am Donnerstag in Frankfurt mit.

Nur zwei Prozent bezeichneten sich als "ausgezeichnet" informiert, fünf Prozent als "sehr gut", 31 Prozent als "gut".

Etwas besser schätzten die Deutschen ihr Wissen über Geldanlagen ein: Immerhin 49 Prozent halten sich für "gut" oder "ausgezeichnet" informiert. Damit liegt Deutschland den Angaben zufolge auf Platz 3 der "Geldanlage-Kenner". Nur Österreicher und Griechen bewerten ihren Sachverstand höher.

Bei gezieltem Nachfragen unter deutschen Anlegern ergibt sich jedoch seit Jahren ein eher ernüchterndes Bild: So zeigen jährliche repräsentative Umfragen im Auftrag der Vermögensverwaltungsgesellschaft Axa Investment Managers, dass die Wissenslücken der Deutschen über Investmentfonds nach wie vor sehr groß sind. Der jüngsten Erhebung zufolge konnten rund 60 Prozent aller befragten Fondsbesitzer spontan keine Fondsgesellschaft namentlich nennen. Nur ein Drittel aller Fondsbesitzer weiß zudem, dass in Fonds investierte Vermögen bei einer Insolvenz des Fondsanbieters geschützt sind.

Es gibt aber auch Lichtblicke. Denn immerhin wissen inzwischen 60 Prozent der Befragten, dass Rentenfonds nichts mit der Rente zu tun haben, sondern Fonds sind, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren. Im Vorjahr kannte nur die Hälfte der Befragten die richtige Antwort.

Lückenhafte Finanzbildung

Gleichwohl zeigte sich BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter ernüchtert: "Die Finanzbildung breiter Schichten ist so lückenhaft, dass sie sinnvolle Finanzentscheidungen kaum eigenverantwortlich treffen können". Dieses Problem scheinen auch die Betroffenen erkannt zu haben: Mit 93 Prozent der von YouGov Befragten wünscht sich eine deutliche Mehrheit der Europäer mehr Finanzbildung an den Schulen und in der Berufsausbildung, in Deutschland fordern dies sogar 94 Prozent. YouGov befragte für die Studie zwischen dem 4. und 26. Februar mehr als 11.000 Menschen in Europa, mindestens 1.000 Teilnehmer pro Land.

Der BVI preschte bei der Schulbildung bereits vor und will mit Unterrichtsmaterialien das Verständnis für die Funktionsweise von Wirtschaft und Kapitalmarkt verbessern. Der Experte Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen indes beurteilte derartige Initiativen skeptisch. Es bestehe die Gefahr, dass Anbieterinteressen in den Schulalltag hineingetragen werden könnten. So bleibe eventuell wenig Raum für die kritische Betrachtung von Produkten wie Garantie- oder offenen Immobilienfonds. Garantieprodukte stehen in Verdacht, zu hohe Kosten zu verursachen, und viele offene Immobilienfonds mussten im Zuge der Finanzkrise abgewickelt werden. Wichtig ist Mai demzufolge, dass den Schülern von unabhängiger Seite gut gemachtes und kritisches Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt wird.

Mai bezeichnete auch das Finanzwissen vieler älterer Menschen als dürftig. Insofern sei neben der Schul- auch die Erwachsenenbildung wichtig: "Es geht darum, die Produktinformationen zu verstehen." Der Einfluss von Laufzeiten, Renditen und Kosten auf den Anlageerfolg müsse klar werden.