Euro-Krise: Neues Sorgenkind Slowenien tritt auf die Bildfläche
Stand: 10.04.2013
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Brüssel/Ljubljana - Nach Einschätzung der Wirtschaftsorganisation OECD könnte mit Slowenien in Kürze ein neues Sorgenkind auf die Bildfläche der Euro-Schuldenkrise treten. Zusätzliche und umfassende Reformen müssten nach Ansicht der Experten umgehend eingeleitet werden, anderenfalls drohe ein längerer konjunktureller Abschwung in dem unter einem maroden Bankensektor leidenden Land. Sloweniens Regierungschefin Alenka Bratusek beteuerte derweil, ihr Land könne seine Probleme ohne fremde Hilfe lösen.
Slowenien gilt als möglicher Kandidat für einen Antrag auf Hilfe aus dem Euro-Rettungsfonds. Das größte Problem des Landes ist neben der Rezession der Bankensektor, der durch faule Kredite in Schwierigkeiten geraten ist. Der Ratingagentur Fitch zufolge benötigen allein die drei größten Finanzhäuser in diesem Jahr rund zwei Milliarden Euro frisches Kapital.
"Die dringlichste Priorität ist, dem Bankensektor wieder auf die Beine zu helfen", mahnte die OECD in ihrem Länderbericht. Slowenien sei dem Risiko einer langen Wachstumsschwäche und eines begrenzten Zugangs zu den Finanzmärkten ausgesetzt. Daher seien "zusätzliche und radikale Maßnahmen sobald wie möglich nötig".
Reformvorhaben nicht ausreichend
Zwar leitete das Land bereits Reformschritte ein, doch die sind laut OECD nicht nachhaltig genug. So begrüßte die OECD zwar die Schaffung einer "Bad Bank", in die faule Papiere ausgelagert werden, bemängelte aber fehlende Transparenz bei dem Prozess.
Die OECD empfahl darüber hinaus die Privatisierung der staatlichen Banken der früheren jugoslawischen Teilrepublik. Denn die drei größten Banken des Landes sind überwiegend in Staatsbesitz. Die Organisation erwartet für dieses Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Slowenien um 2,1 Prozent, nächstes Jahr soll es dann ein Wachstum von 1,1 Prozent geben.
"Vor uns liegen keine einfachen Zeiten, das ist mir klar", sagte Bratusek am Dienstag in Brüssel während ihrer ersten Auslandsreise als Regierungschefin. "Wir haben die Kraft, unsere Probleme alleine zu lösen." Sie kündigte nach einem Treffen mit EU-Kommissionschef José Manuel Barroso an, "Tag und Nacht" zu arbeiten und die Sanierung des Bankensektors als Hauptproblem in Angriff zu nehmen.
"Keine Blaupause für den Umgang mit den Problemen aller Eurozonen-Mitglieder"
"Slowenien steht vor großen Herausforderungen", sagte Barroso. Die notwendigen Reformen ließen sich nicht über Nacht umsetzen. Nach dem Treffen mit Bratusek habe er jedoch den Eindruck, "dass Slowenien den Herausforderungen gewachsen sein wird".
Barroso hob hervor, dass für die Probleme Sloweniens auf das Land zugeschnittene Lösungen nötig seien. "Es gibt keine Blaupause für den Umgang mit den Problemen aller Eurozonen-Mitglieder." Zuletzt war in Euro-Krisenländern die Sorge aufgekommen, dass künftig wie im Fall Zypern immer auch Sparer bei der Bankenrettung zur Kasse gebeten werden könnten.