Euro-Krise: Athen braucht mehr Zeit und mehr Geld
Stand: 15.08.2012
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London/Athen - Das von der Pleite bedrohte Griechenland benötigt für sein Sparprogramm mehr Zeit. Außerdem könnte die Haushaltslücke um bis zu 20 Milliarden Euro höher ausfallen als bislang bekannt. Dies berichtete die "Financial Times" (Mittwochausgabe) unter Berufung auf ein ihr vorliegendes internes Dokument. Am gestrigen Dienstag hatte Athen kurzfristige Staatsanleihen im Wert von 4,063 Milliarden Euro ausgegeben.
Die Griechen wollen das neue Loch allerdings ohne ein neues Hilfspaket stopfen und setzen dennoch einmal mehr auf das Verständnis der internationalen Geldgeber. So solle das erste Darlehen der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) erst von 2020 an und nicht wie bisher geplant ab 2016 zurückgezahlt werden. Den Rest des Geldes will der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras durch die Ausgabe von Geldmarktpapieren auftreiben.
Das mit internationalen Kreditgebern und der Europäischen Zentralbank (EZB) vereinbarte Sparprogramm will Samaras den "FT"-Informationen zufolge jetzt erst bis 2016 umsetzen. Bisher sehen die Vereinbarungen vor, dass die Ausgaben der griechischen Regierung bis 2014 um 11,5 Milliarden Euro oder rund fünf Prozent der Wirtschaftsleistung reduziert werden. Neben der zeitlichen Streckung wollen die Griechen offenbar auch über den Umfang diskutieren, hieß es weiter in dem Bericht. Samaras wolle die neuen Pläne in der kommenden Woche bei Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem französischen Präsidenten Francois Hollande vorstellen.
Durch die neuen Pläne von Samaras könnten sich die Fronten zwischen Deutschland und Griechenland weiter verhärten und das griechische Dilemma erneut ganz oben auf die Agenda der Finanzmärkte rücken.
Staatsanleihen im Wert von 4,063 Milliarden Euro
Am gestrigen Dienstag hatte Griechenland kurzfristige Staatsanleihen im Wert von 4,063 Milliarden Euro ausgegeben. Wie die staatliche Schuldenbehörde mitteilte, musste der Staat für die Anleihen mit einer Laufzeit von drei Monaten einen leicht erhöhten Zinssatz von 4,43 Prozent bieten. Die ungewöhnlich große Ausgabe soll es dem griechischen Staat nach Angaben aus dem Finanzministerium in Athen erlauben, eine Finanzklemme zu vermeiden. Griechenland muss am 20. August einen über Anleihen aufgenommenen Kredit der Europäischen Zentralbank von 3,2 Milliarden Euro zurückzahlen.
Die letzte Ausgabe kurzfristiger Anleihen am 17. Juli hatte Griechenland 1,625 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 4,28 Prozent eingebracht. Das hochverschuldete Land hat seit 2010 keinen Zugang mehr zum Markt langfristiger Staatsanleihen, gibt jedoch weiterhin kurzfristige Schuldverschreibungen aus.
Um einen Bankrott zu vermeiden, ist Athen auf Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) angewiesen. Die Freigabe der nächsten Hilfstranche von 31,5 Milliarden Euro hängt vom Fortschritt der politischen Reformen ab und soll erst im September fallen.
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