EU-Parlament: Banken sollen Provisionen an Kunden weitergeben
Stand: 25.09.2012
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Brüssel/Berlin - Geht es nach dem Willen des EU-Parlaments, werden Banken künftig die Provisionen für den Verkauf von Finanzprodukten an ihre Kunden weitergeben müssen.
Das fordern die im EU-Abgeordnetenhaus vertretenen Fraktionen in einem gemeinsamen Antrag, wie der Grünen-Finanzexperte Sven Giegold am Montag in Brüssel mitteilte. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) nannte eine solche Regelung "überfällig".
Provisionen seien die "Hauptursache" für Falschberatungen, sagte die vzbv-Finanzexpertin Dorothea Mohn. Deshalb sei es überfällig, das Problem anzugehen. Der Staat wolle, dass die Verbraucher sich eigenverantwortlich etwa um ihre Altersvorsorge oder den Vermögensaufbau kümmerten. Deshalb müsse er ihnen auch "Sicherheit" bei der Auswahl der Produkte dafür bieten.
EU-Kommission will Provisionen ganz verbieten
Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, Provisionen für unabhängige Finanzvermittler ganz zu verbieten. Dadurch soll vermieden werden, dass ein Berater seinen Kunden nicht die für sie am besten passenden Finanzprodukte verkauft - sondern die, bei denen ihm selbst die größte Provision winkt. In Großbritannien und den Niederlanden wird das Provisionsverbot nach Angaben Mohns ab 2013 gelten.
Die EU-Parlamentarier schlagen nun einen Kompromiss vor: Berater sollen verpflichtet werden, die Provision an ihre Kunden auszuzahlen. Sein Geld verdienen soll er mit einem Honorar für seine Beratung. So kann der Kunde erkennen, was ihn diese kostet.
Provisionsauszahlung als Kompromiss
Giegold sieht darin einen "intelligenten, ausgewogenen" Kompromiss: "Ein Komplettverbot von Provisionen würde die Geschäfte nur in vollintegrierte Geschäftsmodelle ohne ausgewiesene Provisionen etwa in den Banken treiben", erklärte der Grünen-Politiker. "Die Auszahlung von Provisionen hilft dagegen, eine Finanzberatung ohne massive Fehlanreize zu finanzieren."
vzbv-Finanzexpertin Mohn forderte zusätzlich eine stichprobenartige Überprüfung einer solchen Vorschrift. In Deutschland wäre die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zuständig, sagte sie.
Der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments stimmt am Mittwoch über eine Revision der Finanzmarkt-Richtlinie (Mifid) ab. Darin geht es auch um die Regeln für Beratung und Verkauf von Finanzprodukten. Einer Neuregelung müssten allerdings auch noch die EU-Mitgliedsstaaten zustimmen.