EU-Kommission will das Girokonto für alle
Stand: 10.05.2013
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Brüssel - Jeder Europäer soll künftig das Recht auf ein Girokonto bekommen. Dies hat die EU-Kommission am Mittwoch vorgeschlagen. Damit will sie jenen rund 25 Millionen Menschen helfen, die kein Konto eröffnen können, obwohl sie es möchten. "Nur aus schwerwiegenden Gründen" wie Geldwäsche sollten Banken Interessenten abkweisen können, erklärte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg. Er stellte die Pläne gemeinsam mit seinem Binnenmarktkollegen Michel Barnier vor. Sie sollen nicht nur für EU-Bürger gelten, sondern für jeden mit Wohnsitz in einem der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.
Ohne Konto sei das Leben voller Hindernisse, erklärte Barnier: "Wie soll man Lohn erhalten, seine Steuern zahlen, wie online einkaufen, wenn man kein Bankkonto hat?" Mindestens eine Bank pro EU-Staat soll deshalb den Plänen zufolge in Zukunft ein Basiskonto mit grundlegenden Zahlungsfunktionen anbieten - also Lastschriften, Überweisungen oder auch Online-Zahlungen.
Einmal im Jahr sollen die Banken ihren Kunden zudem eine Übersicht geben über die angefallenen Gebühren. Auf Wunsch sollten die Geldhäuser auch eine Erklärliste mit gängigen Fachbegriffen liefern. Damit Verbraucher Banken besser vergleichen können, müssten die Geldhäuser Gebührenübersichten erstellen. Unabhängige Vergleichswebsites sollen den Überblick erleichtern.
Den Bankwechsel will die EU-Kommission schnell und schmerzlos machen. Innerhalb von 15 Tagen soll der Giro-Umzug möglich sein, zwischen Banken in verschiedenen EU-Ländern innerhalb von 30 Tagen. Solche Erleichterungen seien dringend nötig, befand die europäische Verbraucherschutzorganisation Beuc. "Wechselquoten sind in Europa sehr niedrig", erklärte Beuc-Chefin Monique Goyens.
Auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) befürwortete den Brüsseler Vorschlag. "Wer heute keine Kontoverbindung vorweisen kann, erhält oftmals keinen Miet- oder Arbeitsvertrag", erklärte die Ministerin. Auch in Deutschland verwehrten einige Banken Kunden ein Konto.
Die deutschen Banken und Sparkassen lehnten die Pläne hingegen entschieden ab. Eine Verbindung zwischen Bankstandort und Interessent sei "unerlässlich", teilte die Deutsche Kreditwirtschaft in einer Stellungnahme mit. Das könne der Wohnsitz, der Arbeitsplatz oder der Studienort sein. Preise und Leistungen seien in Deutschland bereits übersichtlich. Ein starrer Vergleich ignoriere die unterschiedlichen Leistungspakete verschiedener Kontomodelle. In Deutschland funktioniere der Bankwechsel "einfach und unproblematisch" - andere Länder sollten besser national nachbessern.
Meistens scheitere die Kontoeröffnung in Europa am fehlenden Wohnsitz, erläuterte ein Experte der EU-Kommission. Ein Wohnsitz in einem der 27 EU-Länder ist allerdings auch im Vorschlag der Behörde vorgesehen. Insgesamt 58 Millionen Menschen über 15 Jahren haben nach Berechnungen der EU-Kommission in Europa kein Bankkonto. Die Gesetzespläne benötigen die Zustimmung von Europaparlament und EU-Staaten.