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Entscheidung mit Folgen: Fitch senkt Kreditwürdigkeit Italiens

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa | AFP

Berlin/Rom/Paris - Die Ratingagentur Fitch hat am vergangenen Freitag die Kreditwürdigkeit Italiens gesenkt. Die Bewertung sei von "A-" auf "BBB+" heruntergesetzt worden, wie die Agentur mitteilte. Zudem werde der Ausblick mit negativ bewertet. Der Schritt kam zwar nicht überraschend, die Folgen könnten aber teuer werden.

Italien hat immer noch keine neue Regierung. Politischer Stillstand und ein Ende des eingeschlagenen Reformkurses gelten als Gift für die skeptischen Märkte. Da könnte die Herabstufung durch die Ratingagentur Fitch der drittgrößten Volkswirtschaft der EU neue Probleme bereiten. In der neuen Woche will sie frisches Geld einsammeln - und muss möglicherweise mehr Zinsen bieten.

Was hat die Entscheidung von Fitch zur Folge?

Streng genommen erst einmal nichts. Denn nach wie vor sind italienische Staatstitel noch längst nicht auf dem sogenannten Ramschniveau angelangt. Dieses könnte die Risikoaufschläge für frisches Geld derart in die Höhe treiben, dass es dem Land im Prinzip nicht mehr möglich wäre, unfallfrei neues Kapital von Investoren einzusammeln. Andererseits hat Fitch mit dem Schritt vom Freitagabend den Finger in die Wunde gelegt und ausgesprochen, was seit dem Urnengang die Märkte bewegt: Der Wahl-Patt macht die Bildung einer stabilen Regierung in den kommenden Wochen unwahrscheinlich. Die Agentur bezeichnete dies als "Schock" für die Realwirtschaft, die sich bereits in einer tiefen Rezession befindet. Strukturelle Reformen würden deutlich erschwert.

Kommt die Herabstufung überraschend?

Nein. Bereits unmittelbar nach der Wahl hatte der Fitch-Konkurrent Moody's angekündigt, möglicherweise die Bonität Italiens herabzustufen. Die Agentur hatte dies damit begründet, dass Rom wegen des Patts zwischen Mitte-Links unter Pier Luigi Bersani und Mitte-Rechts unter dem Ex-Premier Silvio Berlusconi politischer Stillstand drohe.

Und was sind die Folgen für Italien?

Unterm Strich sieht Folker Hellmeyer, Chef-Analyst der Bremer Landesbank, die Lage so: "Es ist ein Bewertungsniveau, das wir kennen." Er spielt damit auf das Rating Italiens bei Moody's und Standard & Poor's (S&P) an: S&P bewertet Rom wie Fitch mit "BBB+", Moody's eine Note schlechter mit "Baa2". Damit sei nicht zu erwarten, dass die Herabstufung nachhaltige Folgen für Italien am Kapitalmarkt habe, so Hellmeyer.

Wie wurde der Schritt aufgenommen?

Noch am Freitagabend beeilte sich Rom, auf die positiven Feststellungen von Fitch hinzuweisen. So habe Italien in den vergangenen beiden Jahren bedeutende Fortschritte etwa bei der Haushaltskonsolidierung gemacht. Wirtschaftsminister Vittorio Grilli legte in diesem Sinne am Wochenende nach.

In den Kommentaren der italienischen Presse wurden am Wochenende jedoch die Sorgen deutlich. So schrieb die Tageszeitung "La Stampa": "Wir sind am Rand des Vulkans und die kommende Regierung muss zwangsweise etwas Konkretes und Dringendes für die Wirtschaft tun und nicht nur das Wahlrecht reformieren. "La Repubblica" wurde noch deutlicher: "Eine Situation, die uns teuer zu stehen kommen könnte (...) Fitch hat ein grausames Gesicht gezeigt und Italien wegen der fruchtlosen Wahlen nachträglich herabgestuft".

Flammt nun die Schuldenkrise in Europa wieder richtig auf?

Das bleibt abzuwarten. Ein erster Test steht in der neuen Woche an, wenn Italien sich am Dienstag und Mittwoch jeweils mit Anleiheemissionen erstmals nach der Herabstufung durch Fitch dem Urteil der Märkte stellt. Nach der Wahl hatte es bereits eine erste Quittung für das Wahlchaos gegeben. Rom musste Investoren höhere Zinsen für frisches Geld bieten. An den Aktienmärkten wurde das Thema Italien zuletzt jedoch völlig ausgeblendet. Dem Kursrutsch folgte eine rasche Erholung mit Kursrally, die den US-Leitindex Dow Jones auf ein Allzeithoch hievte und den Dax zeitweilig über die psychologisch wichtige Marke von 8000 Punkten.