Endgültiges Aus für Immobilienfonds SEB Immoinvest
Stand: 08.05.2012
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Frankfurt/Main - Die Krise der offenen Immobilienfonds hat nun auch das Schwergewicht SEB Immoinvest erreicht. Der Fonds wird abgewickelt. Die verfügbare Liquidität des Fonds habe bei weitem nicht ausgereicht, um alle Wünsche nach Anteilrückgaben befriedigen zu können, teilten die Fondsverwalter von SEB Asset Management am Montag in Frankfurt mit.
Rund 30 Prozent Liquidität hatte der Fonds angesammelt. Wie weit die Rückgabebegehren diese Quote überschritten haben, wollte Fondsmanagerin Barbara Knoflach mit Rücksicht auf Wettbewerber in einer ähnlich prekären Lage nicht sagen. Knapp war es aber nicht: "Wir mussten nicht mehr groß rechnen - leider." Die Kette schlechter Meldungen aus Wirtschaft und Finanzindustrie und das unruhige Fahrwasser, in dem sich die Offenen Immobilienfonds seit über zwei Jahren bewegen, hätten viele Anleger zermürbt.
Um alle Anleger gleich zu behandeln, führte das Fondsmanagement somit keine einzige Verkaufsorder aus. Stattdessen soll der Fonds in Abstimmung mit der BaFin bis zum 30. April 2017 aufgelöst werden.
Im SEB Immoinvest sind rund 350.000 Anleger investiert - vor allem Privatanleger, Dachfonds und institutionelle Anleger halten jeweils vier Prozent. Sie sollen im Juni 2012 eine erste Auszahlung in Höhe von etwa 20 Prozent des Fondsvermögens bekommen - der angekündigte Abschlag von 5 Prozent wurde allerdings schon realisiert. Danach sind nach den Angaben halbjährliche Auszahlungen vorgesehen, deren Höhe sich an den jeweiligen Immobilienverkäufen orientiert.
Anleger sollen geschützt werden
"Wir haben jetzt fünf Jahre Zeit. Das ist ein langer Zeitraum, was unsere Verhandlungsposition beim Verkauf stärkt", gibt sich Knoflach zuversichtlich, einen guten Verkaufswert für die 132 Immobilien zu erzielen, die der Fonds noch in 18 Ländern und 64 Städten hält: "Wir haben die Absicht, so schnell wie möglich alles an die Anleger auszuschütten." Es sei keineswegs ausgemacht, dass die Investoren wegen des Endes des Fonds tatsächlich Verluste hinnehmen müssten.
Offene Immobilienfonds galten lange als sichere Investition für Privatanleger, die jederzeit an ihr Geld kommen wollen. Die Branche stürzte in tiefe Probleme, als nach der Lehman-Pleite zu viele Investoren gleichzeitig Anteile zurückgeben wollten, um an Geld zu kommen: Mehrere Fonds mussten die Rücknahme von Anteilsscheinen zum Schutz der anderen Investoren aussetzen. Sonst wären die Barmittel aufgezehrt worden, und die Fonds hätten ihre Gebäude unter Wert notverkaufen müssen.
Drang der Anleger in die Immobilienfonds
Nach Daten des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) hat das Gros der Immobilienfonds mit zusammen mehr als 70 Prozent des Volumens die jüngsten Krisen allerdings problemlos umschifft. Sie dürften von der Marktbereinigung sogar profitieren, werfen Renditen ab - und sind bei Anlegern weiter gefragt. Nach BVI-Angaben vom Montag flossen den offenen Immobilienfonds allein im März 400 Millionen Euro zu: "Ungeachtet einiger eingefrorener Immobilienfonds profitierten die weiterhin geöffneten Fonds vom Drang der Anleger in die Immobilienanlage."
Aus Sicht der Wettbewerber von Union Investment Real Estate steht die Marktkonsolidierung nun kurz vor dem Abschluss. "Wir erleben in diesen Tagen den Schlusspunkt einer Entwicklung, die das grundsätzlich erfolgreiche Produkt bei vielen Kleinanlegern und der Öffentlichkeit in Misskredit gebracht hat", sagte deren Vorsitzender Reinhard Kutscher. Der offene Immobilienfonds bleibe für Kleinanleger die attraktivste Form der indirekten Immobilienanlage.
Die Anleger der sechs weiteren derzeit eingefroren Fonds dürften die Nachricht vom Montag mit Missfallen vernehmen: Das Aus des SEB Immoinvest wird die Stimmung der Investoren weiter verschlechtern und das Überleben der Fonds unwahrscheinlicher machen. Schon in wenigen Tagen entscheidet sich das Schicksal eines weiteres Flaggschiffs: Nur noch bis zum 18. Mai darf der CS Euroreal mit rund 6 Milliarden Euro Volumen eingefroren bleiben.