Einkommensschere zwischen Ost und West öffnet sich wieder
Stand: 08.12.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Berlin - Auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung macht es auf dem Konto einen großen Unterschied, ob der Wohnort in Ost- oder Westdeutschland liegt. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, hatten die Haushalte in den neuen Ländern und Ost-Berlin 2008 ein Bruttoeinkommen von durchschnittlich 2.867 Euro im Monat - das entspricht 74 Prozent des Einkommens der Haushalte im früheren Bundesgebiet, das bei 3.899 Euro lag. Damit ist der Abstand seit 2003 wieder gewachsen. Daneben bezogen Haushalte in Ostdeutschland mehr Transferleistungen. So betrug der Anteil von Rente, Kindergeld oder Arbeitslosengeld am Gesamteinkommen in den neuen Bundesländern 29 Prozent, in Westdeutschland lag er bei 22 Prozent.
Die Daten sind Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), die alle fünf Jahre stattfindet. 2008 befragten die Statistiker 60.000 Haushalte mit einem Einkommen von weniger als 18.000 Euro monatlich. 55.110 davon machten ausführliche Angaben zu ihren Einnahmen und Ausgaben.
Paare mit Kindern beziehen die geringsten Transferleistungen
Demnach verdiente ein Privathaushalt 2008 im Schnitt 3.707 Euro brutto. 62 Prozent davon stammten aus eigenen Einkünften, also sowohl selbst- als auch unselbstständiger Arbeit. 23 Prozent des Bruttoeinkommens erhielten die Haushalte aus öffentlichen Transferleistungen. Einnahmen aus Vermögen machten anteilig etwas mehr als zehn Prozent des Gesamteinkommens aus, gefolgt von Geldgeschenken oder Einnahmen aus Untermiete.
Auffällig ist, dass Paarhaushalte mit Kindern zwölf Prozent ihres Einkommens aus öffentlicher Unterstützung bezogen. Bei Paaren ohne Kind waren es 30 Prozent, bei Alleinlebenden 29 Prozent, bei Alleinerziehende 26 Prozent.
Das niedrigere Einkommensniveau in den neuen Ländern macht sich den Statistikern zufolge auch im der Verwendung bemerkbar. Obwohl sie am Monatsende weniger Geld auf dem Konto haben, gaben die Haushalte in den neuen Ländern und Ost-Berlin mehr davon aus als die Haushalte im Westen. Die Konsumquote habe im Osten mit 79,8 Prozent um 4,8 Prozentpunkte über Westniveau gelegen, hieß es. Gleichzeitig legten die Haushalte in den alten Ländern mehr Geld auf die hohe Kante: 335 Euro wurden monatlich im Schnitt gespart, während in Ostdeutschland durchschnittlich 213 Euro zurückgelegt wurden.
Alleinerziehende sparen am wenigsten
Das Einkommensniveau in Ost und West führt darüber hinaus aber nicht nur regional zu Unterschieden. Untersucht wurde auch, wie Paare, Paare mit Kindern, Alleinlebende und Alleinerziehende mit ihrem Geld haushalten. So schafften es Paare mit Kindern, das meiste Geld zurückzulegen. Mit durchschnittlich 630 Euro im Monat sparten sie sieben Mal so viel wie Alleinerziehende. In Gesundheit und Pflege investierten Paare ohne Kinder mit einem Anteil von 5,3 Prozent doppelt so viel wie Alleinerziehende (2,6 Prozent). Für Restaurant- oder Hotelbesuche gaben Paare ohne Kinder mit 5,8 Prozent relativ betrachtet am meisten aus. Alleinerziehende zwackten von ihrem Einkommen im Schnitt nur 3,3 Prozent pro Monat dafür ab.
Insgesamt konsumierten die Privathaushalte 2008 im Schnitt für 2.245 Euro pro Monat. Den größte Teil davon (32,6 Prozent) gaben sie für Wohnen und Energie aus. 27,1 Prozent des Geldes investierten sie in Innenausstattung, Kleidung und Schuhe, Gesundheit und Körperpflege, Telefon und Internet sowie Bildung. 14,6 Prozent waren Verkehrsausgaben, 14,3 Prozent gingen für Nahrungsmittel, Tabak und Getränke drauf.
11,4 Prozent oder im Schnitt 255 Euro waren Freizeitausgaben: 61 Euro davon gaben die Haushalte im Monat für Pauschalreisen aus, 24 Euro für Zeitungen und Zeitschriften. 16 Euro wurden in Blumen und Garten investiert.