Dispokredit nur für kurzfristige Engpässe nutzen
Stand: 22.03.2012
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Berlin - Am Ende des Monats nutzen viele Kontobenutzer gerne ihren Dispokredit, um schnell an Geld zu kommen. Der Nachteil: Es ist das das teuerste Geld, das man sich leihen kann. Denn die Zinssätze sind in der Regel um einiges höher als bei Ratenkrediten. Wer also Geld sparen möchte, sollte sich einen günstigen Ratenkredit besorgen, mit dem das Konto schnell wieder ausgeglichen werden kann.
Es ist so einfach. Wenn der Monat noch nicht zu Ende ist, das Geld aber schon alle, dann überzieht man sein Konto. Denn schließlich räumen die meisten Geldinstitute ihren Kunden einen Dispositionskredit ein. Der Vorteil: Man kommt schnell an Geld. Der Nachteil: Es ist das teuerste Geld, das man sich leihen kann, denn die Zinssätze sind in der Regel weit höher als bei Ratenkrediten.
Dispokredit nur für kurzfristige Engpässe nutzen
"Der Dispositionskredit ist nur für kurzfristige Engpässe", findet daher Dirk Stein vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin. "Wer längerfristig Geld braucht, der sollte einen Ratenkredit vereinbaren." Auch Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest rät, den Dispokredit nur im Notfall und nur für kurze Zeit in Anspruch zu nehmen. "Man sollte immer im Kopf haben, wie viel man dafür bezahlt."
Zinsen für Dispokredit liegen bei durschnittlich 11,44 Prozent
Und das ist vor allem in der momentanen Niedrigzinsphase vergleichsweise viel. Laut einer Umfrage der Stiftung Warentest im Januar 2012 liegen die Zinsen für einen Dispokredit bei 68 befragten Banken im Durchschnitt bei 11,44 Prozent. Bei den Direktbanken und vielen PSD-Banken kommt man mit 6 bis 8 Prozent vergleichsweise günstig weg, dafür nimmt so manche Volks- oder Großbank auch mal 14 Prozent Zinsen.
Den Dispokredit gibt es laut Bankenverband seit 1970. Dennoch spielt er beim gesamten Kreditvolumen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Laut Bundesbankstatistik beliefen sich die Kredite der privaten Haushalte bis Ende 2011 auf insgesamt gut 140 Milliarden Euro. Davon entfielen aber lediglich 13,5 Milliarden Euro auf den Dispokredit. Tendenz fallend. Noch im Dezember 2004 betrug das Minus auf den deutschen Girokonten knapp 20 Milliarden Euro.
Die Bank entscheidet über die Freigabe und die Höhe des Dispokredits
Wer einen Dispokredit bekommt und in welcher Höhe, entscheidet jede Bank für sich. "Das ist abhängig vom Zahlungsverhalten und von den Zahlungseingängen", sagt Dirk Stein vom Bundesverband deutscher Banken. "Vieles ist auch Verhandlungssache", sagt Kerstin Backofen.
"Einen Anspruch auf einen Dispokredit hat man nicht." Meistens gewähren die Banken einen Überziehungskredit in Höhe des zwei- bis zweieinhalbfachen des Einkommens.
Entsprechend ändert sich der Dispo, wenn der Kontoinhaber plötzlich nichts mehr, oder weniger verdient. "Wenn sich die Umstände ändern, zum Beispiel der Kontoinhaber plötzlich ein niedrigeres Einkommen hat, wird auch der Dispo gekürzt", erklärt Backofen. Die Banken reagierten schnell, auch damit der Dispo nicht zur Schuldenfalle werde. "Diese Gefahr sehe ich erst, wenn noch andere Kreditlinien laufen." Wer also zudem seine Kreditkartenrechnungen nicht vollständig, sondern monatlich nur mit dem Mindestbetrag ausgleiche und nebenher noch ein Auto auf Raten gekauft habe, für den könnte es irgendwann eng werden, wenn das Konto stetig im Minus bleibt.
Eine echte Schuldenfalle sieht auch Claudia Kurzbuch von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung im Dispokredit nicht. Bei schwankenden Einkommen oder einer plötzlichen Ausgabe wie einer teuren Reparatur sei der Dispo sogar durchaus sinnvoll. "Wer aber ewig seinen Dispo ausreizen muss, dem raten wir zur Umschuldung."
Lieber einen günstigen Ratenkredit suchen
In einem solchen Fall sei es besser, sich einen günstigen Ratenkredit zu besorgen, mit dem das Konto wieder ausgeglichen werden kann. Wichtig sei dann aber noch, dass die Höhe des eingeräumten Dispokredits möglichst heruntergesetzt wird. "Ansonsten lebt der Schuldner in kurzer Zeit wieder vom Dispo und muss zusätzlich noch Raten für den Kredit tilgen", sagt Kurzbuch.
Ein Rechenbeispiel macht deutlich, wie viel teurer ein Dispositionskredit ist. Überzieht man sein Konto um 2000 Euro, kostet das bei bei einem Zinssatz von 13,24 Prozent im Jahr 264,80 Euro. Wer bei der gleichen Bank das Minus in einen Ratenkredit umwandelt, zahlt bei rund 6 Prozent Zinsen nur 120 Euro Zinsen jährlich.
Holt er sich seinen Ratenkredit bei einer günstigen Direktanlagebank, kann er seine Zinszahlungen sogar noch weiter senken. Noch mal bis zu 5 Prozent Zinsen mehr nehmen die Banken, wenn auch der Dispo mal nicht reicht. Wer über seine Kreditlinie beim Girokonto hinaus Geld braucht und einen sogenannten geduldeten Überziehungskredit in Anspruch nimmt, für den wird es dann teuer.
Bei Kontowechsel auf Dispozinsen achten
Wessen Bank hohe Dispozinsen verlangt, sollte sich nach Alternativen umschauen. Laut der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt gibt es zahlreiche Geldinstitute, die für einen Dispokredit weniger als 10 Prozent Zinsen verlangen. Die Angebote reichen von
9,99 Prozent bis zu 5,50 Prozent. Neben einigen regionalen Anbietern finden sich darunter auch größere Institute.