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Die Zinswende ist da: US-Notenbank hebt Leitzins an

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Washington - Die lang erwartete Anhebung der Leitzinsen in den USA ist eingetreten. Erstmals seit der Finanzkrise liegen sie in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Der Beschluss wurde einstimmig getroffen, teilte die US-Notenbank (Fed) am Mittwoch mit. Fed-Präsidentin Janet Yellen kündigte an, dass weitere Zinserhöhungen "voraussichtlich graduell" erfolgen werden.

 "Wir fangen frühzeitig mit Erhöhungen an und handeln schrittweise", sagte Yellen auf einer Pressekonferenz in Washington im Anschluss an den Zinsentscheid. Von einer "mechanischen Anhebung" könne keine Rede sein. Ein einfaches Kriterium, an dem weitere Schritte festgemacht werden könnten, gebe es nicht. Ohne eine Verminderung der geldpolitischen Stütze gäbe es jedenfalls die Gefahr, dass die Wirtschaft überschieße.

Vorsichtige Vorgehensweise

Der erste, nun gemachte Schritt sollte nicht überbewertet werden, sagte Yellen. Es handele sich um eine kleine Zinserhöhung. Die Fed werde die Märkte genau beobachten und auch künftig vorsichtig vorgehen.

Entsprechend Yellens Worten rechnen die meisten Experten mit einer langsamen Anhebung der Zinsen. Yellen werde im kommenden Jahr sehr behutsam mit weiteren Zinserhöhungen umgehen, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. "In Anbetracht der fragilen Lage im Verarbeitenden US-Gewerbe bleiben weitere Zinsschritte eine Gratwanderung."

Christopher Probyn, Chefökonom beim Vermögensverwalter State Street Gobal Advisors, geht davon aus, dass vor künftigen Zinsentscheidungen wieder viel Unklarheit herrschen dürfte. "Die Zinserhöhung wird eine volatile Phase einleiten", so Probyn. "Der Markt wird von nun an vor jedem Treffen der Federal Reserve darüber spekulieren, ob die Notenbank eine Anhebung der Zinsen verkündet oder doch lieber abwartet."

Beträchtliche wirtschaftliche Fortschritte

Wie genau es künftig weiter geht, dürfte von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Das weitere Tempo der Zinsanhebung hänge vom wirtschaftlichen Ausblick und den Konjunkturdaten ab, hieß es von der Fed. Die Notenbank senkte ihre Inflationsprognose für das kommende Jahr auf 1,6 Prozent. Bislang war sie von 1,7 Prozent ausgegangen. Gleichzeitig hob sie die Wachstumsprognose für 2016 von bisher 2,3 Prozent auf 2,4 Prozent an.

Mit der Entscheidung, die Zinsen anzuheben, habe die Notenbank auf "beträchtliche wirtschaftliche Fortschritte" reagiert, sagte Yellen. Am Arbeitsmarkt und insbesondere bei der Lohnentwicklung habe es bedeutende Verbesserungen gegeben. Es gebe zudem Anzeichen, dass das Lohnwachstum anziehe.

Die langfristigen Inflationserwartungen seien überwiegend stabil, wenn auch der starke Dollar und die niedrigen Ölpreise auf die Teuerungsrate drückten. Dies seien jedoch vorübergehende Effekte. Von dem jüngsten Abwärtstrend bei den Ölpreisen zeigte sich Yellen zwar überrascht. Die Fed gehe jetzt von einer Stabilisierung der Ölpreise aus. Die US-Exporte würden durch den starken Dollar und das schwache Wachstum der Weltwirtschaft zwar belastet. Allerdings seien die vom Ausland ausgehenden wirtschaftlichen Risiken seit dem Sommer gesunken.

Entscheidung wurde begrüßt

Analysten und Bankenvertreter sind sich einig, dass die Einleitung der Zinswende ein richtiger Schritt war. "Die Zinserhöhung ist eine gute Nachricht", sagte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Bankenverbandes. "Sie zeigt, dass die Fed dem konjunkturellen Aufschwung in den USA vertraut und die Folgen der Finanzkrise zum größten Teil als überwunden ansieht."

Frank Hübner, Ökonom beim Bankhaus Sal. Oppenheim, sieht in der Fed-Entscheidung einen "Adelsschlag" für die erholte US-Wirtschaft. Für 2016 rechnet Hübner mit weiteren Zinsanhebungen von insgesamt rund einem Prozentpunkt.

Euro schwankt, Aktien legen zu

Der Eurokurs fiel unmittelbar nach der Bekanntgabe zunächst auf sein Tagestief von 1,0890 US-Dollar, stieg aber im Anschluss bis knapp über 1,10 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand des Tages, um anschließend innerhalb dieser Spanne zu schwanken. Die Wall Street reagierte mit deutlichen Kursgewinnen. Der Dow Jones Industrial ging mit einem Aufschlag von 1,28 Prozent aus dem Handel. Nur in der ersten Reaktion war er kurz ins Minus gedreht. Die Ölpreise gaben etwas nach.