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Die Wahlaussagen zum Euro und zur Finanzkrise

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Mit der Ansage von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dass es für Griechenland wohl ein drittes Hilfspaket geben muss, ist das Euro-Thema stärker in den Wahlkampf gerückt. In den Krisenländern gibt es Fortschritte, dennoch könnte die Krise wieder aufflammen, wenn die Märkte Vertrauen in Reformen verlieren.

Wege aus der Krise

CDU/CSU: Die Union sieht die Euro-Staatsschuldenkrise entschärft, aber noch lange nicht gelöst. "Deshalb kämpfen wir für eine starke und wettbewerbsfähige Europäische Union, die gestärkt aus der Schuldenkrise herauskommt. Ein Zurück zu alten Fehlern darf es nicht geben." Notwendig sei Solidarität mit den europäischen Nachbarn. Wer Hilfe braucht, müsse allerdings mit eigenen Leistungen beitragen, die Probleme zu lösen. Dazu gehöre, Schuldenberge abzubauen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit durch Reformen zu steigern. Dazu soll es einen "Pakt für Wettbewerbsfähigkeit" geben, in dem die Nationalstaaten sich mit der EU-Kommission auf konkrete Maßnahmen verständigen.

FDP: Die Liberalen setzen vor allem auf Strukturreformen in den Krisenländern. Länder, die ohne zeitweilige Unterstützung nicht auskommen, müssten die mit den Partnern verhandelten Verpflichtungen einhalten. Der Reformdruck müsse erhalten bleiben. "Es darf keine falschen Anreize geben." Ein Rückfall in die Schuldenpolitik der 70er Jahre müsse verhindert werden.

SPD: Die Sozialdemokraten warnen vor Vertrauensverlust für die Europäische Union, wenn es nicht gelinge, ihre Politik demokratischer und sozial gerechter auszugestalten. Die einseitige konservative Politik des Sparens und der Liberalisierung müsse korrigiert werden. Die Währungsunion soll zu einer Wirtschafts- und Sozialunion weiterentwickelt werden. Um Sozialdumping zu verhindern, sollen Ziele und Vorgaben für Sozial- und Bildungsausgaben festgeschrieben werden - gemessen an der jeweiligen Wirtschaftsleistung.

GRÜNE: Die Umweltpartei fordert einen ökologischen Umbau im Sinne eines "Green New Deal", um die Krise dauerhaft zu lösen. Deutschland werde seiner Rolle als größtes und wirtschaftlich stärkstes EU-Mitgliedsland in keiner Weise gerecht. Kanzlerin Angela Merkel verhindere oder verzögere Reformen und setze einseitig auf Sparen. Damit habe sie die Krise verschärft und die finanziellen Risiken für die europäischen Steuerzahler vervielfacht.

LINKE: Sie sieht sich als "Teil der europaweiten Massenproteste gegen das EU-Spardiktat". Griechenland, Spanien und Portugal seien Testfälle für kommenden Sozialabbau auch in Deutschland. Europa werde totgespart, auch der Wirtschaft in Deutschland drohten schwere Einbrüche. Die Linke lehnt den Vertrag von Lissabon ab und fordert eine grundlegende Veränderung der vertraglichen Grundlagen der EU.

Raus aus dem Euro?

CDU/CSU: Das gemeinsame Programm sagt dazu nichts. Schon früher betonte die CDU, mittelfristig solle für Staaten innerhalb der Euro-Zone, die ihre Schuldentragfähigkeit verlieren, ein Insolvenzverfahren entwickelt werden. Die CSU forderte, das Gerüst der Wirtschafts- und Währungsunion auch um Verfahren zu einem möglichen Ausscheiden aus der Eurozone zu ergänzen.

FDP: Europa sei mehr als der Euro, heißt es, aber ein möglicher Ausstieg aus der gemeinsamen Währung wird nicht thematisiert. Europa habe nur eine Zukunft als Verantwortungsgemeinschaft, in der jeder für sein Handeln hafte. Deshalb setzt sich die FDP für eine europäische Insolvenzordnung für Staaten ein.

SPD: Sie ist entschieden gegen den Ausstieg aus dem Euro. Allerdings müsste im Rahmen der Eurozone sichergestellt werden, dass eine gemeinsame Wirtschafts- und Haushaltspolitik demokratisch legitimiert werde. Hierzu müssten das Europäische Parlament und nationale Parlamente weiter gestärkt werden.

GRÜNE: Nein. Eine Rückkehr zu nationalen Alleingängen werde es nur unter Inkaufnahme extremer sozialer, wirtschaftlicher und politischer Gefahren geben. Auch eine neuerliche Erweiterung der EU dürfe nicht ausgeschlossen sein.

LINKE: Sie tritt in ihrem Programm nicht für ein Ende des Euro ein. Die Währungsunion müsse aber "vom Kopf auf die Füße gestellt" und neu ausgerichtet werden. Ex-Parteichef Oskar Lafontaine forderte vor einiger Zeit, man müsse die einheitliche Währung aufgeben, um wieder die Möglichkeit von Auf- und Abwertungen zu schaffen.

Eurobonds

CDU/CSU: Eine Vergemeinschaftung der Schulden durch die Einführung von Eurobonds wird abgelehnt. "Dies wäre der Weg in eine europäische Schuldenunion, in der deutsche Steuerzahler nahezu unbegrenzt für die Schulden anderer Länder einstehen müssten." Damit wäre das Prinzip "Keine Leistung ohne Gegenleistung" außer Kraft gesetzt. "Wir wollen nicht, dass ein Euro-Staat auf Kosten seiner Nachbarn weiter Schulden machen und sich vor unbequemen Reformanstrengungen drücken kann."

FDP: Eine gesamtschuldnerische Haftung für Staatsanleihen der Mitgliedstaaten, wie über Eurobonds oder einen Altschuldentilgungsfonds wird abgelehnt - heute genauso wie in der Zukunft. "Eine Haftungsunion wird es mit uns nicht geben." Stattdessen seien weitere Strukturreformen angezeigt, damit Europa aus eigener Kraft aus seinen Schulden heraus wachsen kann.

SPD: Eurobonds werden nicht explizit genannt, aber es heißt, das Thema der gemeinsamen Haftung dürfe kein Tabu mehr sein. Schon jetzt hafteten die deutschen Steuerzahler durch die Euro-Rettungsschirme und die Politik der EZB mit Hunderten von Milliarden. Ein europäischer Schuldentilgungsfonds könne Teil der Lösung sein.

GRÜNE: "Unser Ziel bleiben Eurobonds, auch wenn sie nicht von heute auf morgen realisierbar sind." Mit Europäischen Anleihen samt strenger Auflagen gelinge es am besten, der Vertrauens- und Finanzierungskrise in der Eurozone ein Ende zu setzen.

LINKE: Explizit werden Eurobonds im Programm nicht erwähnt. Dort heißt es, die Europäische Zentralbank solle die Staaten in der Eurozone direkt finanzieren. Als ersten Schritt fordert die Linke die Gründung einer europäischen Bank für öffentliche Anleihen, die zu ihrer Refinanzierung Zentralbankkredite aufnehmen kann.

Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB)

CDU/CSU: Die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank, die nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank "von uns durchgesetzt wurde", soll verteidigt werden. Die EZB dürfe kein Instrument der Staatsfinanzierung sein. Die grundsätzliche Möglichkeit der EZB, Staatsanleihen unbegrenzt aufzukaufen, könne nur ein vorübergehendes Instrument sein.

FDP: Sie lehnt eine Staatsfinanzierung durch die EZB entschieden ab. Die Bundesbank solle im EZB-Rat gestärkt werden. Bei außergewöhnlichen Entscheidungen müsse es ein Veto-Recht geben.

SPD: Die Sozialdemokraten fordern eine strikte Trennung von Geldpolitik und Bankenaufsicht durch die EZB. Perspektivisch sei eine Ausgliederung der Aufsichtseinheit aus der EZB in eine eigenständige europäische Aufsichtsbehörde anzustreben.

GRÜNE: Sie fordern, das Instrumentarium der EZB weiterzuentwickeln. Angesichts ihres massiven Bedeutungszuwachses sei - unter Wahrung der Unabhängigkeit der Zentralbank - eine offene Debatte über ihre Rolle und ihr Instrumentarium notwendig.

LINKE: Die EZB soll die Staaten in der Eurozone in einem festgelegten Rahmen direkt finanzieren. Als ersten Schritt dazu fordert die Partei die Gründung einer europäischen Bank für öffentliche Anleihen, die zu ihrer Refinanzierung Zentralbankkredite aufnehmen kann.