Die Lehren aus der Lehman-Brothers-Pleite
Stand: 10.09.2013
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Brüssel - Vor fünf Jahren erschütterte die Pleite der US-Riesenbank Lehman Brothers gleichermaßen Finanzwelt, Verbraucher und Politik. Seitdem wurden unvorstellbare Milliardensummen zur Rettung von Krisenbanken eingesetzt, aber auch ein neues internationales Regelwerk geschaffen, das solche Krisen in Zukunft verhindern soll. Ein Aspekt, die europäische Bankenaufsicht, steht am Donnerstag auch auf der Tagesordnung des Europaparlaments.
Verbraucherrechte
Nach der Lehman-Pleite wurde klar, dass viele Bankkunden nicht nur in brandgefährliche und hoch komplizierte Finanzprodukte investiert, sondern auch über Risiken und Kosten oft keinen vernünftigen Überblick hatten. Inzwischen müssen Banken und Sparkassen in Deutschland ihre Kunden auf "Beipackzetteln"
über erwartbare Renditen, Risiken und mit den Geldanlagen verbundene Kosten informieren. Anlegern muss zudem beim Kauf von Finanzprodukten noch vor Vertragsschluss ein Beratungsprotokoll ausgehändigt werden, in dem etwa die Anlageziele des Kunden, vorgeschlagene Geldanlagen oder mögliche Gebühren und Provisionen festgehalten sind. Die Bundesregierung erhöhte zudem schrittweise die Einlagensicherung auf 100.000 Euro.
Europäische Bankenunion
Die EU bastelt an einem Riesenprojekt: der europäischen Bankenunion. Sie soll den Finanzsektor stabiler machen und dafür sorgen, dass nicht mehr die Steuerzahler mit Milliardensummen für Bankenpleiten blechen müssen. Dafür wird bei der Europäischen Zentralbank eine einheitliche Bankenaufsicht aufgebaut, damit nicht in einem Mitgliedstaat unentdeckt faule Kredite bei einer Bank gären und zum Problem für ganz Europa werden können. Außerdem sollen künftig zunächst Inhaber und Gläubiger einspringen, wenn eine Bank Probleme hat. Geplant ist noch ein einheitlicher Mechanismus zur Abwicklung von Banken. Die Bankenunion ist ein politisch und technisch kompliziertes Projekt, sodass es noch Verzögerungen und Rückschläge geben kann.
Kapitalpuffer
Nicht nur in Europa, sondern weltweit gibt es Bemühungen, künftigen Bankenkrisen besser vorzubeugen. Das internationale Regelwerk "Basel III" schreibt den Geldhäusern vor, ihre Kapitalpolster aufzustocken, um Verluste in Krisensituationen künftig besser mit eigenem Geld auffangen zu können. Auch dadurch soll der Steuerzahler geschont werden. Die Banken sollen demnach künftig 30 Tage lang in der Lage sein, alle ihre Verpflichtungen zu erfüllen. In der EU ist im Zuge dieser Novelle auch beschlossen worden, die Sonderzahlungen für Bank-Manager zu begrenzen, damit sie nicht auf der Jagd nach möglichst hohen Boni auf kurzfristige Erfolge setzen und dafür große Risiken eingehen.
Zügelung von Börsenexzessen
Der immer schneller werdende weltweite Börsenhandel gilt als eine Ursache der Finanzkrise. In Deutschland ist deswegen beispielsweise der superschnelle computergestützte Handel begrenzt worden, damit es nicht mehr zu extremen Kursausschlägen an den Börsen innerhalb weniger Minuten kommen kann. Um solche Geschäfte unattraktiv zu machen, arbeiten elf EU-Staaten zudem an einer Steuer auf Finanzgeschäfte - eine Einigung in der ganzen EU war gescheitert. Doch auch im kleinen Kreis ist das schwierig: Es gibt Uneinigkeit über Höhe und Anwendungsbereich, die geplante Einführung zu Jahresbeginn 2014 gilt als nicht machbar. Der Handel mit komplizierten Finanzprodukten, sogenannten Derivaten, wird in der EU strenger beaufsichtigt.
Schattenbanken
Die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer haben auf dem G-20-Gipfel in der vergangenen Woche in St. Petersburg vereinbart, dass sogenannte Schattenbanken - also Hedgefonds und andere Kredithändler außerhalb der regulären Bankenwelt - besser zu überwachen. Der Umsatz dieses Parallelsystems hat sich in den Jahren 2002 bis 2010 auf weltweit rund 46 Billionen Euro mehr als verdoppelt. Doch anders als traditionelle Banken unterliegen sich nicht derselben Aufsicht.