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Corona-Boom: Viele Deutsche entdecken ihre Lust an Aktien

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg. Ausgerechnet nach einem der heftigsten Kurseinbrüche in der Geschichte zu Beginn der Corona-Pandemie ist das Interesse an der Börse deutlich gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Innofact-Umfrage im Auftrag von Verivox. Demnach legt schon mehr als jeder Dritte in Aktien an. Doch eine Mehrheit ist immer noch skeptisch. Viele schätzen Chancen und Risiken nicht unrealistisch ein

35 Prozent investieren in Aktien und Fonds

Lange galten die Deutschen als Börsen-Muffel. Doch ausgerechnet nach einem der heftigsten Crashs aller Zeiten zu Beginn der Corona-Pandemie ist das Interesse an Aktien und Fonds deutlich gestiegen. Für die Verivox-Umfrage wurden 1.005 Erwachsene nach ihrer Einstellung zur Geldanlage an der Börse befragt. Davon haben 35 Prozent Geld in Aktien oder Fonds angelegt. Als die Kurse im letzten März in den Keller rauschten, waren es laut einer früheren Umfrage nur 29,5 Prozent.

Wer Fonds und Aktien handeln will, benötigt ein Wertpapierdepot. Auch die Anzahl der vorhandenen Depots in Deutschland ist deshalb ein guter Indikator für das gestiegene Interesse an der Börse. Laut den aktuellsten Bundesbank-Zahlen gab es in Deutschland im September 2020 insgesamt 24,8 Millionen Depots – 6,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

„Viele Anleger haben die günstigen Kurse nach dem Crash im Frühjahr 2020 für den Einstieg genutzt“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Rückblickend war das eine kluge Entscheidung, denn seit den Tiefstständen im März hat eine beeindruckende Kurs-Rallye eingesetzt. Mittlerweile haben wichtige Aktienindizes schon wieder Höchststände erreicht.“

Jüngere setzen auf Online-Broker

Obwohl sie insgesamt deutlich weniger Kunden haben, werden Direktbanken häufiger als Depotanbieter genutzt als klassische Filialbanken. Bei möglichen Mehrfachnennungen sagten 45 Prozent der Anleger in der Verivox-Umfrage, dass sie ihre Börsengeschäfte über ein Depot bei einer Direktbank abwickeln. Etwas weniger (44 Prozent) führen ein Depot bei einer Filialbank (z.B. Sparkasse, Volksbank, Deutsche Bank, Commerzbank) und schon mehr als jeder Vierte (28,5 Prozent) nutzt einen Online-Broker wie Flatex, Onvista oder Trade Republic für den Wertpapierhandel.

Unter Jüngeren sind diese voll auf Wertpapiergeschäfte spezialisierten Anbieter sogar schon am beliebtesten. Vier von zehn Anlegern (40 Prozent) in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren haben ihr Depot bei einem Online-Broker. Bei Direktbanken (38 Prozent) und Filialbanken (37 Prozent) sind es etwas weniger. Lediglich die älteren Anleger ab 50 Jahren halten den Filialbanken noch mehrheitlich die Treue. 57 Prozent von ihnen haben hier ihr Wertpapierdepot, 40 Prozent sind bei einer Direktbank und nur 13 Prozent nutzen einen Online-Broker.

Mehrheit verzichtet noch immer auf Wertpapiere

Auch wenn das Interesse an der Börse in den letzten Monaten spürbar gestiegen ist, profitiert die Mehrheit der Deutschen nicht von der positiven Kursentwicklung in den letzten Wochen und Monaten. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten in der Verivox-Umfrage verzichten auf die Geldanlage in Aktien und Fonds. Frauen sind besonders zurückhaltend. Von ihnen investiert nur etwa jede Vierte (24 Prozent) in Wertpapiere. Unter den Männern ist es immerhin knapp die Hälfte (46 Prozent).

Viele schätzen Chancen und Risiken falsch ein

Eine Ursache für die noch immer stark verbreitete Börsenskepsis dürfte mangelndes Wissen sein. Viele schätzen Chancen und Risiken falsch ein. Mehr als ein Viertel der Befragten (26 Prozent) hält Aktien und Fonds nicht für eine geeignete Geldanlage, um langfristig Vermögen aufzubauen. Ebenso viele sind in dieser Frage unentschieden. Dabei sind Aktien gerade für langfristig angelegte Investments bestens geeignet. „Auf lange Sicht haben die Aktienmärkte sich auch nach schwersten Rücksetzern wie zu Beginn der Corona-Krise immer wieder erholt“, sagt Oliver Maier. „Anleger sollten ihr Kapital möglichst breit streuen und nicht alles auf eine Karte setzen.“

Bequem und günstig geht das mit passiven Indexfonds – sogenannten ETFs. Sie bilden die Wertentwicklung eines großen Aktienindex nahezu eins zu eins nach. Mit einem ETF verteilen Anleger ihr Geld also automatisch auf alle Finanzwerte, die im Index enthalten sind. Beim Weltaktienindex MSCI World sind das zum Beispiel mehr als 1.600 Aktien aus 23 Ländern weltweit und bei einem ETF auf den deutschen Leitindex DAX immerhin die 30 größten und meistgehandelten Aktien Deutschlands.

Historisch 6,7 Prozent Durchschnittsrendite

Daten des Deutschen Aktieninstituts zeigen: Wer in diese 30 Standardwerte investiert und seine Anteile mindestens 15 Jahre lang gehalten hat, musste noch nie Verluste hinnehmen und durfte sich im Schnitt über 6,7 Prozent Rendite im Jahr freuen. Doch den wenigsten Deutschen sind diese Gewinn-Aussichten bewusst.

In der Verivox-Umfrage bezifferte nur etwa jeder Vierte (23 Prozent) die Durchschnittsrendite eines langfristigen DAX-Investments korrekt im Bereich zwischen 5 und 10 Prozent. Fast vier von zehn Befragten (38 Prozent) haben überhaupt keine Vorstellung von den erzielbaren Renditen. Insgesamt ein Drittel (33 Prozent) unterschätzt das Potenzial und eine kleine Minderheit von 4 Prozent glaubt sogar, Anleger hätten in der Vergangenheit mit einer langfristigen DAX-Anlage durchschnittlich Verluste erlitten.

Methodik der Umfrage

Für die Studie hat das Marktforschungsinstitut Innofact Ende Oktober 2020 deutschlandweit online 1.005 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit. Gefragt wurde: Halten Sie Aktien und Aktienfonds grundsätzlich für eine geeignete Geldanlage, um langfristig Vermögen aufzubauen und fürs Alter vorzusorgen? – Haben Sie aktuell Geld an der Börse angelegt (z.B. in Aktien, Fonds oder ETF)? - Wo führen Sie Ihr Wertpapierdepot? – Bitte schätzen Sie ein: Wie viel Rendite konnten Anleger in der Vergangenheit mit einem langfristigen DAX-Investment durchschnittlich erzielen (Anlagezeitraum: 15 Jahre)?