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Commerzbank verabschiedet sich von Jahreszielen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Frankfurt/Main - Der neue Commerzbank-Vorstand macht sich nichts mehr vor: Der Milliardengewinn aus dem Jahr 2015 ist im laufenden Jahr nicht zu wiederholen. Zinstief und schärfere Auflagen bremsen den Konzern.

Nach schwachen sechs Monaten verabschiedet sich die Commerzbank endgültig von ihrem Milliardenziel für 2016. "Das Niedrigzinsumfeld und die anhaltende Kundenzurückhaltung ... werden die Erträge trotz Wachstum weiter belasten", heißt es im Zwischenbericht, den der teilverstaatlichte Frankfurter Dax-Konzern am Dienstag veröffentlichte. "Wir erwarten daher für das Gesamtjahr 2016, dass das operative Ergebnis und das Konzernergebnis unter dem Vorjahr liegen werden." Zuletzt hatte die Bank noch gehofft, den Überschuss von gut einer Milliarde Euro aus dem Vorjahr wiederholen zu können, dies aber schon als "ambitioniert" bezeichnet. Ursprünglich hatte der Vorstand sogar Zuwächse in Aussicht gestellt.

Gewinneinbruch in den ersten sechs Monaten

In den ersten sechs Monaten 2016 allerdings brach der Überschuss - wie die Bank bereits in der vergangenen Woche berichtet hatte - um mehr als 40 Prozent auf 372 Millionen Euro ein. Der operative Gewinn sackte in der gleichen Größenordnung auf 615 Millionen Euro ab. Dabei kämpfte die Commerzbank vor allem mit den anhaltend niedrigen Zinsen. Auch die Unruhe an den Kapitalmärkten machte der Bank zu schaffen.

Stabilisierend wirkte sich die auf 335 Millionen Euro gesunkene Risikovorsorge aus. Dabei half die gute Wirtschaftslage in Deutschland. Allerdings stellt sich die Bank darauf ein, dass sie ihre Rücklagen für mögliche Kreditausfälle bald wieder erhöhen muss - etwa wegen des schwierigen Umfeldes für Schiffsfinanzierungen.

Mittelstandsgeschäft schrumpft

Unter dem Zinstief leidet vor allem das Mittelstandsgeschäft, das in den vergangenen Jahren der mit Abstand größte Gewinnbringer des Konzerns war. In der ersten Jahreshälfte sank der operative Gewinn der Sparte um fast 40 Prozent auf 412 Millionen Euro. Noch stärker geriet das Investmentbanking unter die Räder, dessen operativer Gewinn um fast 60 Prozent auf 201 Millionen Euro schrumpfte.

Dagegen trotzte die Commerzbank im Privatkundengeschäft weiter dem Gegenwind. Die Sparte verdiente in den ersten sechs Monaten mit 371 Millionen Euro 13 Prozent mehr. Dazu trug allerdings auch ein Sondergewinn aus dem Verkauf der Anteile am europäischen Arm des Kreditkartenanbieters Visa bei, der rund 58 Millionen Euro im zweiten Quartal einbrachte. Das Privatkundengeschäft hat sich in den vergangenen knapp vier Jahren vom Sorgenkind zum Ertragsbringer entwickelt. 940 000 zusätzliche Kunden hat die Bank seither gewonnen.

Kapitalpuffer müssen aufgestockt werden

Druck hat die Commerzbank bei der Stärkung ihrer Kapitalpuffer. Im jüngsten Stresstest der europäischen Bankenaufseher war die harte Kernkapitalquote im Krisenszenario auf 7,4 Prozent abgesackt. Das war der achtschwächste Wert aller 51 überprüften Großbanken. Ende Juni verfügte die Bank über eine harte Kernkapitalquote von 11,5 Prozent.

Den Rückgang um 0,5 Punkte zum Stand Ende März hatte die Bank vor einer Woche unter anderem mit verschärften Vorgaben bei der Berechnung von Risiken im Tagesgeschäft begründet. Bis 2019 muss die Commerzbank unter vollständiger Anwendung aller künftigen Regeln auf 11,75 Prozent kommen. Eigenkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.

Für die geplante Dividende legte die Bank im ersten Halbjahr 10 Cent pro Anteilsschein zurück. Damit steuert die Bank wie im Vorjahr auf eine Ausschüttung von 20 Cent je Aktie zu. Es wäre nach einer langen Durststrecke für die Anteilseigner die zweite Dividende in Folge.