Commerzbank erwartet neues Rekordtief bei EZB-Leitzins
Stand: 17.01.2014
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Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung der Commerzbank auf einen zu erwartenden Rückgang der Inflation reagieren und die Leitzinsen auf neue Rekordstände senken. Anders als die EZB rechnet Commerzbank-Experte Christoph Weil in einer am Freitag veröffentlichten Analyse mit einem erneuten Rückgang der Teuerung. Der ungewöhnlich milde Winter werde vor allem durch sinkende Energiepreise die Inflation bremsen. Außerdem dürften höhere Rabatte auf Winterbekleidung die Teuerung drücken und die Notenbank zu einer weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik zwingen.
Die Commerzbank erwartet für Februar nur noch eine Inflationsrate von 0,6 Prozent. Das wäre die niedrigste Teuerung im Währungsraum seit Ende 2009. Dagegen hatte die EZB im Dezember unterstellt, dass die Teuerungsrate von zuletzt 0,8 Prozent nicht weiter fallen wird. Bereits der Rückgang der Inflationsrate im Dezember auf 0,8 Prozent sei von EZB-Präsident Mario Draghi auf der Januar-Pressekonferenz mit dem Verweis auf einen Sondereffekt kleingeredet worden, so Experte Weil.
Die Commerzbank erwartet schon länger, dass die EZB wegen der Kombination aus niedriger Inflation und schwachem Wirtschaftswachstum ihre Geldpolitik weiter lockern wird. "Auf der Sitzung Anfang März dürfte es auf eine Senkung des Leitzinses auf 0,1 Prozent und des Einlagensatzes auf minus 0,1 Prozent hinauslaufen", schreibt Experte Weil in seiner Analyse. "Mit diesem Kompromiss könnte wohl die Mehrheit im EZB-Rat leben."
Zuletzt hatte sich die EZB im November gegen eine zu niedrige Inflation gestemmt und den Leitzins auf das aktuelle Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Damals reagierte die Notenbank auf einen Rückgang der Inflation im Währungsraum auf 0,7 Prozent im Oktober. Die EZB visiert bei ihrem Ziel der Geldwertstabilität eine deutlich höhere Inflationsrate von knapp 2,0 Prozent an.
Dagegen schließt die Commerzbank aus, dass die EZB mit einem breit angelegten Kauf von Anleihen auf die niedrige Inflation reagieren wird. Gegen eine solche Maßnahme nach Vorbild der US-Notenbank oder der Bank von England (Quantitative Lockerung) würden Teile des geldpolitischen Rates der EZB "Sturm laufen", so Weil.