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Comeback der Niedrigzinsen: Ein Viertel aller Banken zahlt maximal 0,25 Prozent aufs Tagesgeld

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg. Nach den Leitzinssenkungen im September und Oktober befinden sich auch die Zinsen für Sparer im Sinkflug. Mit durchschnittlich 1,62 Prozent haben die Zinsen bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote den tiefsten Stand seit über einem Jahr erreicht. Auch das Phänomen der Niedrigzinsen ist wieder auf dem Vormarsch: Bei einem Viertel aller Kreditinstitute läuft sich der Tagesgeldzins auf 0,25 Prozent oder weniger. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox.

Tagesgeldzinsen auf tiefstem Stand seit Oktober 2023

25 Prozent aller Banken und Sparkassen haben seit dem vorletzten EZB-Entscheid im September Tagesgeldzinsen gesenkt. Infolgedessen sind die Durchschnittszinsen überregionaler Angebote mit 1,62 Prozent auf den tiefsten Stand seit Oktober 2023 gefallen. Bei regionalen Geldhäusern erhalten Tagesgeldanleger meist noch wesentlich niedrigere Zinsen. Sparkassen zahlen im Schnitt 0,57 Prozent, der Durchschnittszins der regionalen Genossenschaftsbanken liegt mit 0,58 Prozent nur unwesentlich höher.

"Mehr als die Hälfte der Zinssenkungen entfallen auf Banken und Sparkassen, die schon vor der Konditionsanpassung nicht mehr als 1 Prozent Zinsen gezahlt haben", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Dabei hätten diese Kreditinstitute eigentlich keinen Druck gehabt, die Leitzinssenkungen direkt an ihre Sparer durchzureichen. Schließlich streichen die Banken selbst immer noch 3,25 Prozent Zinsen ein, wenn sie Spargelder ihrer Kunden bei der EZB parken."

Wieder mehr Tagesgelder mit Null- und Niedrigzinsen

Infolge der Zinssenkungen sind Tagesgeldanleger inzwischen wieder häufiger mit Niedrigzinsen konfrontiert. Etwa ein Viertel (24 Prozent) aller 780 von Verivox ausgewerteten Kreditinstitute bieten einen Tagesgeldzins im Bereich von 0 bis maximal 0,25 Prozent. Zuvor war der Anteil der Niedrigzins-Angebote seit der Zinswende im Sommer 2022 kontinuierlich gesunken. Seit September steigt er wieder.

Von Null- und Niedrigzinsen selbst betroffen sind fast ausschließlich Kundinnen und Kunden regionaler Kreditinstitute. Unter den insgesamt 185 Kreditinstituten mit Niedrigzinsen im Bereich von 0 bis 0,25 Prozent befinden sich nur 5 überregionale Banken. Die übrigen Niedrigzinsangebote kommen von den Sparkassen (78 Institute mit Niedrigzinsen) und den regionalen Genossenschaftsbanken (102 Institute), also den örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie den PSD- und Sparda-Banken.

Festgeldzinsen sinken auf 2,34 Prozent

Auch beim Festgeld hat sich der Trend sinkender Zinsen in den letzten Wochen fortgesetzt. Bundesweit verfügbare Angebote mit zwei Jahren Laufzeit bringen im Durchschnitt 2,34 Prozent. Niedriger standen die Festgeldzinsen zuletzt im Februar 2023.

Noch immer zahlen Banken für langfristige Anlagen im Marktdurchschnitt weniger Zinsen als für Festgelder mit kürzeren Laufzeiten. Wer sein Geld für fünf Jahre fest anlegt, erhält dafür im Schnitt 2,22 Prozent Zinsen, einjähriges Festgeld wird mit durchschnittlich 2,44 Prozent verzinst.

"Wenn kurzfristige Festgelder höhere Zinsen bringen als Anlagen mit längeren Laufzeiten, ist das ein Zeichen dafür, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer weiterhin eher sinkende Zinsen erwartet", erklärt Oliver Maier. "Doch wie unsere Analyse zeigt, schwächt sich diese Markterwartung ab. Wir nähern uns einem Niveau, auf dem sich die Festgeldzinsen mittelfristig stabilisieren könnten." Mit nur noch 0,12 Prozentpunkten ist der Zinsabstand zwischen fünf- und zweijährigen Festgeldern aktuell so niedrig wie seit August 2023 nicht mehr.

Trump-Faktor erschwert mittelfristige Zinsprognose

Zumindest kurzfristig dürften die Zinsen aber weiter sinken. "Wenn der EZB-Rat beim aktuellen Notenbanktermin wie erwartet eine erneute Zinssenkung beschließt, dürfte diese von einem Großteil der Banken und Sparkassen an die eigenen Kundinnen und Kunden weitergegeben werden", prognostiziert Oliver Maier.

Unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt hingegen noch, welchen Einfluss die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten mittelfristig auf die weitere Zinsentwicklung haben wird. "Sollten nach Trumps Amtsantritt Handelskonflikte mit Zöllen und Gegenzöllen ausbrechen, könnten im Ergebnis auch in Deutschland und Europa die Verbraucherpreise steigen. Bei einer erstarkenden Teuerung hätte die EZB bei ihren künftigen Entscheidungen weniger Spielraum für weitere Leitzinssenkungen", erklärt Oliver Maier.

Methodik

Für die Analyse hat Verivox die aktuellen Tagesgeld- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet. Berücksichtigt wurden alle Kreditinstitute, die ihre Konditionen frei zugänglich im Internet veröffentlichen. Ausgewertet wurden die Zinssätze für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Der Durchschnittszins beim Tagesgeld basiert auf den unbefristeten Bestandskundenzinsen der untersuchten Banken und Sparkassen. Befristete Aktionszinsen für Neukunden oder neu angelegtes Geld bleiben unberücksichtigt. Auswertungsstand ist der 6.12.2024.

Im regionalen Sektor wird zwischen Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken unterschieden. In beiden Institutsgruppen gibt es einzelne Häuser, die ihre Sparprodukte deutschlandweit anbieten und deshalb den überregionalen Banken zugeordnet wurden.