Comdirect auf Kundenfang - Gewinn gesunken
Stand: 25.10.2012
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Quickborn - Im harten Wettbewerb um Privatkunden greift die Online-Bank Comdirect an und nimmt dafür auch sinkende Gewinne in Kauf. Im dritten Quartal steigerte die Commerzbank-Tochter ihre Ausgaben für die Werbung von Neukunden. "Diesen Kurs werden wir im nächsten Quartal beibehalten und dafür weiter in Marketing investieren", erklärte Vorstandschef Thorsten Reitmeyer am Mittwoch in Quickborn bei Hamburg.
Neben dem niedrigen Zinsniveau und der Zurückhaltung der Anleger drückt das aber auf den Gewinn. Im dritten Quartal sackte der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf 14,4 Millionen ab. Damit beschleunigte sich der Abwärtstrend aus dem zweiten Quartal. Zu Jahresbeginn hatte die Bank ihren Gewinn noch gesteigert. Nach neun Monaten liegt der Nettogewinn mit knapp 54 Millionen Euro 6,3 Prozent unter dem Vorjahresergebnis.
Vor Steuern verdiente die Bank im dritten Quartal knapp 19,7 Millionen Euro, ebenfalls rund 30 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dennoch hielt das Institut an seiner Prognose fest, in diesem Jahr 85 bis 90 Millionen Euro vor Steuern zu verdienen. Nach neun Monaten sind davon bereits knapp 73 Millionen geschafft. 2011 hatte Comdirect noch 108 Millionen Euro verdient.
Kundenzahl legt zu
Die aggressive Werbung wirkt bereits: Seit Jahresbeginn stieg die Zahl der Kunden um 61.000 auf 1,69 Millionen, davon allein rund 30.000 im dritten Quartal, als die Bank die Werbeausgaben nach einer ruhigeren ersten Jahreshälfte wieder hochfuhr. "Wir wollten zunächst das Ergebnis absichern", sagte Finanzvorstand Christian Diekmann der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
"Wir zeigen, wie man Bank heute macht", erklärte der Manager das Kundenwachstum. Der Mutterkonzern indes hat schwer zu kämpfen. Im zweiten Quartal hätte die Commerzbank ohne den Gewinnbeitrag der Comdirect im Privatkundengeschäft einen Verlust geschrieben. Nun arbeitet der Konzern an einer neuen Strategie für mehr Profitabilität. Dabei bleibt die Comdirect laut Finanzvorstand Diekmann weitgehend außen vor. "Wir entwickeln unsere eigene Strategie. Die Commerzbank lässt uns freie Hand."
Dabei profitiere das Institut von seinen günstigen Kostenstrukturen, die für klassische Filialbanken so kaum zu schaffen seien. "Das erkennt man auch daran, dass inzwischen einige wieder Kontoführungsgebühren einführen müssen."
Niedriges Zinsniveau belastet
Wann es bei Zins- und Provisionsüberschuss - den wichtigsten Ertragsquellen des Instituts - wieder aufwärts geht, ließ der Manager offen. "Das niedrige Zinsniveau wird wohl noch etwas anhalten." Das belaste die Bank zunehmend, weil zu besseren Konditionen abgeschlossene Anlagen auslaufen und nicht adäquat ersetzt werden können.
Zudem halten sich die Kunden an den Börsen angesichts der großen Verunsicherung über die weitere Entwicklung zurück. Normalerweise gelten die Kunden einer Online-Bank als durchaus risikofreudige Anleger, die bei jedem Trendwechsel munter kaufen oder verkaufen. Angesichts der unklaren politischen Entscheidungen warteten viele derzeit ab, sagte Diekmann.