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Brexit schafft große Unsicherheit bei Anlegern

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt - Innerhalb eines Tages hat das Brexit-Votum Milliarden an der Börse vernichtet. Und die Frage nach der Scheidung Großbritanniens von der Europäischen Union bringt weiter Unsicherheit in den Markt.

Brexit-Votum vernichtet 5 Billionen Dollar

"Sollten sich keine selbstverstärkenden Kettenreaktionen ergeben, wird es einige Wochen dauern, bis sich die Märkte an die neuen Umstände angepasst haben und sich wieder beruhigen", sagt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater voraus.

Fünf Billionen Dollar vernichtete das Brexit-Votum der DZ Bank zufolge rein rechnerisch am vergangenen Freitag an den Aktienmärkten rund um den Globus, allein beim Dax waren es 95 Milliarden Euro. Experten der DZ Bank und der Helaba schließen nicht aus, dass das wichtigste deutsche Börsenbarometer kurzfristig auf bis zu 8000 Punkte absacken könnte.

Angst vor einer weltweiten Wirtschaftskrise

Keine guten Aussichten also für Privatanleger, die sich zuletzt wegen der historisch niedrigen Zinsen wieder etwas stärker an den Aktienmarkt wagten. Der Bundesbank zufolge kauften Menschen in Deutschland im letzten Quartal 2015 unter dem Strich Aktien und sonstige Anteilsrechte in Höhe von knapp sieben Milliarden Euro.

Seit Anfang 2016 erleben Anleger allerdings ein Wechselbad der Gefühle. Die Angst vor einer weltweiten Wirtschaftskrise lies Dax und Co. schon einmal einbrechen. Von mehr als 10 000 Punkten sackte der deutsche Leitindex auf 8699 Punkte Mitte Februar. Dank aufgehellter Konjunkturaussichten schaffte es der Dax vor dem Brexit-Referendum wieder über die Marke von 10 000 Zählern.

"Doch jetzt ist die Unsicherheit groß. Es droht eine Hängepartie um Großbritannien", sagt Robert Halver von der Baader Bank. Dramatische Turbulenzen wie nach der Lehman-Pleite 2008 als das Finanzsystem und die Weltwirtschaft am Rande eines Kollaps standen, halten Börsianer allerdings für unwahrscheinlich. "Die unmittelbaren Risiken für den Finanzmarkt haben die Notenbanken im Griff", sagt Halver.

Notenbanken fluten die Märkte mit Geld

Seit Jahren fluten die Notenbanken die Märkte mit Geld. "Liquidität ist ausreichend vorhanden im Gegensatz zur Finanzkrise", sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck & Co.

Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen praktisch abgeschafft und kauft jeden Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von inzwischen 80 Milliarden Euro. Die Folge: Viele Sparprodukte werfen kaum noch etwas ab. Für Bundesanleihen zahlen Anleger teilweise sogar drauf. Der Anlagenotstand ist groß.

Auch andere große Notenbanken halten die geldpolitischen Zügel locker. Zwar erhöhte die US-Notenbank Fed im vergangenen Dezember erstmals seit Jahren den Leitzins leicht. Doch seitdem zögert die Federal Reserve mit weiteren Schritten.

Längere Phase der Unsicherheit

Die Entscheidung der Briten wird nach Einschätzung von Ökonomen allerdings auf die Konjunktur durchschlagen. Das Wachstum in der Eurozone könnte in den nächsten drei Jahren zusammen um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen als bisher angenommen, warnte EZB-Präsident, Mario Draghi, Diplomaten zufolge jüngst.

Anleger müssen sich daher wohl auf kräftige Kursausschläge einstellen - starke Nerven sind gefragt. "Die Unsicherheit über die Zukunft Großbritanniens und damit auch über die konjunkturellen Folgen dürfte noch länger anhalten. Das bedeutet eine längere Phase von deutlichen Kursschwankungen", sagt Greil.