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Börse: Hiobsbotschaften bleiben aus

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt/Main - Analysten zeigen sich erstaunt über die kräftigen Kursgewinne in Zeiten der Eurokrise. Hiobsbotschaften sind bisher ausgeblieben, die USA und China vermelden positive Wirtschaftsdaten, die ZEW-Konjunkturerwartungen in Deutschland sind äußerst positiv, der DAX klettert um fast neun Prozent nach oben.

Positive Wirtschaftsdaten aus den USA und China, ein Rekordanstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen in Deutschland und ausbleibende Hiobsbotschaften zur Eurokrise haben den DAX in den ersten Wochen dieses Jahres um fast 9 Prozent nach oben klettern lassen. Auch die rückläufigen Risikoaufschläge für Staatsanleihen Spaniens und Italiens sorgten für etwas Beruhigung unter den Marktteilnehmern. Die Rating-Herabstufung zahlreicher Euroländer sowie des Rettungsschirms EFSF konnten die gute Stimmung nicht eintrüben. Auch die Probleme bei den Umschuldungsverhandlungen privater Banken mit Griechenland blieben bislang ohne Auswirkungen. Im Moment zögert der Streit über die Verzinsung neuer Anleihen, die die Gläubiger erhalten sollen, eine Einigung hinaus.

Quartalszahlen und Griechenland-Verhandlungen im Fokus

Die weitere Entwicklung der Umschuldungsgespräche werden Börsianer wohl mit großem Interesse verfolgen. Höhepunkte der neuen Woche sind außerdem der Auftakt zur Quartalsberichterstattung in Deutschland mit Zahlen von Siemens, Beiersdorf und SAP, das ifo-Geschäftsklima und die Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch sowie das Treffen der Euro-Gruppe am heutigen Montag. Nach Kursgewinnen von 4,3 Prozent in der vergangenen Woche notiert das deutsche Aktienbarometer heute Morgen bei 6.404 Punkten ganz leicht im Minus.

Enttäuschende Unternehmensergebnisse befürchtet

Nach Ansicht Stefan Bielmeiers von der DZ Bank könnte sich der Kursaufschwung zwar zunächst noch fortsetzen, der Chefvolkswirt geht allerdings davon aus, dass sich während der DAX-Berichtssaison zum vierten Quartal 2011 das Klima wieder eintrüben wird. "Dann sollte sich der zuletzt schwächere Konjunkturverlauf auch in schlechteren Unternehmensergebnissen niederschlagen." Insgesamt werde auf Halbjahressicht das magere Gewinnwachstum einen stärkere Kurssprünge verhindern. Bis zum Jahresende 2012 sieht Bielmeier den DAX auf lediglich 6.600 Punkte steigen. "Die Konjunkturflaute begrenzt den Spielraum für höhere Kursgewinne."

Andere Signale vom Rentenmarkt

Die Landesbank Berlin hält die unterschiedliche Risikowahrnehmung am Aktien- und Rentenmarkt für auffällig. "Unseres Erachtens steht die Stimmungsaufhellung auf dem internationalen Börsenparkett auf wackeligen Beinen", erklären die Analysten. Vor allem die Schuldenkrise bleibe wegen der hohen Abhängigkeit von politischen Entscheidungen Belastungsfaktor Nummer eins. "Auch die Konjunkturaussichten bergen weiterhin Abwärtsrisiken, und verhaltenere Unternehmensausblicke könnten enttäuschen." Wegen der stark überkauften Marktlage bestehe zudem technisches Korrekturpotenzial.

200-Tage-Linie entscheidend

Aus charttechnischer Sicht ist es laut Christian Schmidt von der Helaba nun wichtig, ob der DAX den Sprung über die 200-Tage-Linie schaffe. Bislang sei es dem deutschen Aktienbarometer noch nicht gelungen, diese nachhaltig zu überwinden. "Eine Reihe von Kurszielen wurde erreicht, zudem hat der OBV-Indikator seine steigende Tendenz verlassen, was insgesamt eine Zwischenkorrektur bis auf 6.270 Punkte erwarten lässt." Anschließend wird Schmidt zufolge vermutlich mit neuer Kraft ein Ausbruchsversuch nach oben unternommen werden. Der OBV (On Balance Volume) ist ein Indikator, der Preisänderung und Umsatz in Relation setzt. Er wird verwendet, um Trendumkehrsignale zu liefern.