Billiges Geld: Notenbanken stemmen sich gegen Rezession
Stand: 23.05.2013
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Washington/Tokio - Die Fed tut es, die Bank of Japan auch - und auch für die EZB könnte der letzte Schritt gegen die Rezession nicht der letzte sein. Mit ihrer Politik des billigen Geldes stemmen sie sich gegen Konjunkturschwäche und Rezession. Mit der Aussicht auf eine weiterhin lockere Geldpolitik befeuern sie zugleich die Börsen weltweit.
US-Notenbankchef Ben Bernanke erteilte am Mittwoch allen Spekulationen über eine rasche Kehrtwende eine klare Absage. "Ein voreiliges Ende oder eine Straffung birgt das Risiko, die wirtschaftliche Erholung abzuwürgen", sagte der Fed-Chef in Washington. Die Geldpolitik bleibe so lange wie nötig expansiv, versprach Bernanke bei einer Anhörung vor dem US-Kongress.
Auch Japans Zentralbank bleibt bei ihrem aggressiven Kurs, um das Land aus der Stagnation zu reißen. Die Notenbanker hoben am Mittwoch ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage an und beschlossen, die Lockerung der Geldpolitik vorerst unverändert fortzusetzen. Auch in Europa könnte die Politik des billigen Geldes noch forciert werden. Die Europäische Zentralbank hatte Anfang Mai den ohnehin schon extrem niedrigen Leitzins noch einmal von 0,75 auf 0,5 Prozent zurückgenommen - betont aber weiterhin Handlungsbereitschaft.
An der New Yorker Börse stieg der Dow Jones unmittelbar nach den Äußerungen Bernankes kräftig an und übersprang erstmals die Marke von 15.500 Punkten. Auch in Frankfurt eilte der Dax zu einem neuen Rekord: Nach einem Spitzenwert von 8557,86 Punkten stand der Leitindex am Ende bei 8530,89 Punkten. Zuvor hatte es auf den Finanzmärkten Spekulationen um die erwarteten Bernanke-Äußerungen gegeben.
Zwar befinde sich die US-Wirtschaft in diesem Jahr auf einem "moderaten Wachstumskurs", sagte Bernanke. Gleichwohl hält er weiterhin eine "anpassungsfähige Geldpolitik" für nötig. Der US-Leitzins befindet sich bereits seit Jahren auf einem historischen Niedrigstand zwischen 0 und 0,25 Prozent. Zudem unternimmt die Federal Reserve Anleihekäufe für insgesamt 85 Milliarden Dollar (64,5 Mrd Euro) monatlich. Einige Fed-Mitglieder und konservative Politiker fordern eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik.
Japans Notenbank hatte Anfang April die Geldschleusen noch weiter als zuvor geöffnet und will zusammen mit der Regierung den Stillstand der Wirtschaft bekämpfen. Mit der extrem expansiven Geldpolitik will die Notenbank die jahrelange Deflation mit fallenden Preisen überwinden und die Landeswährung Yen schwächen, um im Gegenzug die Exportindustrie zu stärken. Die Leitzinsen liegen in Japan schon seit langem bei null. Die Notenbank kauft daher nun verstärkt auch Staatsanleihen und riskantere Finanzinstrumente, um den stotternden Wirtschaftsmotor wieder anzuwerfen. Kritiker der Finanzpolitik der neuen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe, der von der BoJ und ihrem neuen Chef Haruhiko Kuroda kräftige Schützenhilfe erhält, warnen jedoch bereits vor dem Entstehen einer neuen Blase.