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Betriebsrenten werden schlechter

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Frankfurt/Main - Früher haben viele Unternehmen großzügige Pensionen versprochen, doch angesichts der niedrigen Zinsen muss dafür immer mehr Geld zurückgelegt werden. Viele Unternehmen versprechen daher keine konkreten Leistungen mehr, sondern sagen lediglich zu, einen bestimmten Betrag pro Monat in Vorsorgekassen einzuzahlen. Das Zinsrisiko tragen die künftigen Pensionäre.

Was ist das Problem?

Pensionszusagen sind erst in Jahren fällig. Maßstab für die Berechnung von Pensionslasten ist die Rendite von Unternehmensanleihen mit guter Bonität. Sinkt die Rendite der Anleihen, steigt der in der Bilanz anzusetzende Gegenwert der Pensionsverpflichtungen. Dafür gibt es einen Rechnungszins.

Wie wird der Zins berechnet?

Für Konzerne wie Dax-Unternehmen, die ihre Bilanz auch nach dem internationalen Standard IFRS aufstellen, ergibt sich der Rechnungszins vereinfacht gesagt aus dem Durchschnittswert der Marktrendite von Unternehmensanleihen mit guter Bewertung. Der Rechnungszins nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) wird monatlich von der Deutschen Bundesbank veröffentlicht.

Wie haben sich die Pensionsverpflichtungen entwickelt?

Bei den Dax-Konzernen sanken sie im vergangenen Jahr nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Mercer von etwa 372 Milliarden Euro auf 362 Milliarden Euro. Von einer durchgreifenden Entspannung kann nach Einschätzung von Branchenbeobachtern allerdings keine Rede sein. Das Problem: Die Niedrigzinsjahre seit 2012 gehen immer stärker in die Durchschnittsberechnung ein, Hochzinsjahre fallen heraus. Für den Mittelstand sei vor allem der Sinkflug des HGB-Rechnungszinses Grund zur Sorge, sagt Mercer-Versicherungsmathematiker Thomas Hagemann.    

Wie reagiert die Politik, die die betriebliche Altersvorsorge fördern will?

Durch eine Gesetzesänderung will die Bundesregierung die Unternehmen entlasten. Für die Kalkulation des Zinssatzes wird nun der Durchschnitt der vergangenen zehn Geschäftsjahre zugrunde gelegt, statt wie bisher sieben Jahre. Vor zehn Jahren war das allgemeine Zinsniveau deutlich höher als heute.

Hilft den Firmen die Änderung?

"Sollten die Zinsen dauerhaft niedrig bleiben, wird durch die Änderung lediglich etwas Zeit erkauft", sagt der Vorstandssprecher des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW), Klaus-Peter Naumann. Auch nach Einschätzung von Mercer-Chefaktuar Hagemann entlastet die Änderung die Firmen nur kurzfristig. Die meisten Unternehmen würden die neuen Regeln erstmals zum 31. Dezember 2016 anwenden. Bei andauernd niedrigem Zinsniveau schätzt Hagemann die Entlastung für die gesamte deutsche Wirtschaft in diesem Jahr zusammengerechnet auf etwa 15 Milliarden Euro. Im Folgejahr ergebe sich noch eine kleine zusätzliche Entlastung. Von 2018 an käme es zu einer Umkehrung. Dann fallen die Hochzinsjahre wieder heraus.

Wie reagieren die Unternehmen?

Immer mehr Firmen machen keine festen Pensionsversprechen mehr, sondern sagen lediglich zu, einen bestimmten Betrag pro Monat in Vorsorgekassen einzuzahlen. Nach einer Analyse des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson sagen 23 von 27 Dax-Konzernen mittlerweile feste Beiträge zu. "Unternehmen folgen stark dem Trend, von Leistungs- auf Beitragszusagen umzustellen", stellt Naumann fest. Die meisten großen Unternehmen hätten dies schon hinter sich, bei kleineren laufe die Umstellung. Die Änderungen gelten in der Regel nur für neu eingestellte Mitarbeiter. "In bestehende Zusagen kann praktisch nicht eingegriffen werden", erläutert Naumann. Doch auch dann birgt die Umstellung Zündstoff. Das zeigt das Beispiel Lufthansa: Die Airline will weg von festen Pensionszusagen, was für Ärger insbesondere mit den Piloten sorgt. Zahlreiche Streiks der Flugkapitäne waren die Folge, der Konflikt ist immer noch nicht gelöst.