Baufinanzierung: Versteckte Kosten enttarnen
Stand: 01.07.2010
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Berlin - Das Thema ist ein Dauerbrenner: Bei Baufinanzierungen sollen die Banken und Finanzdienstleister mit Tricks arbeiten, um an versteckten Provisionen zu verdienen. Was ist von solchen Vorwürfen zu halten? Werden Kunden wirklich systematisch über den Tisch gezogen? Tatsache ist: Die Banken werden nicht müde, den "Gewinn am Kunden" zu optimieren - und das gilt natürlich auch bei der Baufinanzierung.
Tatsache ist aber auch: Wann immer Banken Angebote für eine Baufinanzierung abgeben, müssen sie sehr transparent arbeiten. Denn wenn der Kunde den Zinssatz kennt (wovon auszugehen ist), die Tilgung und damit die monatliche Rate, dann muss er nur wissen, wie hoch die Restschuld am Ende der Laufzeit ist und er kann leicht ausrechnen, ob und welche Provisionen die Bank kassiert hat.
Ein Beispiel: Bauherr B nimmt ein Darlehen über 200.000 Euro zu einem effektiven Zins von 4 Prozent auf. Er tilgt mit 2 Prozent und hat nach 10 Jahren eine Restschuld von 152.450 Euro. Wie ein Blick auf einen der zahlreichen Finanzierungsrechner im Internet zeigt, dürfte die Restschuld entsprechend dem Zins und der Tilgung nach 10 Jahren 150.917 Euro betragen. Die Differenz zu 152.450 Euro wandert in die Tasche der Bank - immerhin stolze 1.522 Euro.
Das Beispiel zeigt, dass es den Banken gar nicht möglich ist, Provisionen zu verstecken - es sei denn, sie werden beim effektiven Zins mit eingerechnet. Das ist aber erlaubt und nicht ansatzweise zu kritisieren, denn der effektive Zins ist damit vergleichbar - wie eben auch die Restschuld nach dem Zeitraum X.
Viel schlimmer als vermeintliche Provisionstricksereien sind undurchschaubare Baufinanzierungsmodelle, wie Banken sie mit Bausparsofort-Darlehen anbieten. Hier werden verschiedenste Anlage- und Kreditmodelle so undurchsichtig miteinander verwoben, dass selbst Experten den Überblick verlieren - von Laien ganz zu schweigen. Und genau darauf scheinen die Banken zu setzen und preisen die günstigen Zinsen der Bausparfinanzierung an.
Bis dieser Bausparvertrag mit seinen günstigen Zinsen aber zuteilungsreif ist, brauchen die Kunden eine Zwischenfinanzierung, deren Zinsen oft deutlich höher sind. Zudem wird die Zwischenfinanzierung beim Bausparsofort-Darlehen nicht getilgt. Die Baufinanzierer zahlen damit hohe Zinsen, während sie gleichzeitig den Bausparvertrag zu einem geringen Zins besparen müssen. Ein solches Modell lohnt sich in aller Regel nicht und verschleiert die tatsächlichen Kosten. Auch hier hilft nur der Blick auf die Restschulden, um das Angebot vergleichbar machen zu können und ebenfalls mehr oder weniger versteckte Provisionen enttarnen zu können.