Bargeld bleibt beliebt
Stand: 16.06.2015
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Frankfurt/Main - Manche Volkswirte würden das Bargeld am liebsten verbieten, doch in Deutschland erfreut es sich nach wie vor hoher Beliebtheit. Das liegt auch daran, dass sich die vielen alternativen Bezahlwege oft nur schleppend durchsetzen.
Umfragen sprechen eine deutliche Sprache: Drei Viertel der Deutschen sind gegen eine Abschaffung des Bargelds wie mancher Volkswirt sie fordert, ergab kürzlich eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC stellte fest, dass immerhin vier von zehn Verbrauchern hierzulande auch künftig nicht bargeldlos mit ihrem Mobiltelefon bezahlen möchten. Vor allem die Angst vor dem Klau sensibler Bankdaten bremst die Begeisterung vieler Menschen für moderne Technologien.
"Die Bargeldlos-Mentalität liegt noch in weiter Ferne, aber sie kommt", bringt es Ludger Gooßens vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) auf den Punkt. "Ich bin überzeugt: Die Zukunft des Bezahlens ist kontaktlos."
Noch ist Bargeld Zahlungsmittel Nummer 1 in Deutschland, wie die Deutsche Bundesbank in ihrer jüngsten Studie zu dem Thema feststellte. Mehr als die Hälfte (53,2 Prozent) der Umsätze an der Ladenkasse werden bar abgewickelt - doch der Trend zur Nutzung von Plastikgeld hält seit Jahren an. Experten erwarten, dass der Anteil von Schein und Münze am Umsatz des Einzelhandels mittelfristig unter 50 Prozent sinken wird.
Die Konkurrenz für die etablierten Banken beim Thema Bezahlen wird immer größer. "Die Banken wissen: Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen", konstatiert Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Immerhin macht er der klassischen Finanzbranche zugleich Hoffnung: "Zahlungsverkehr erfordert letztlich immer noch Banken.
Denn Zahlungen müssen durch die Übertragung von Forderungen abgewickelt werden. Auch Apple Pay, PayPal und Co. müssen letztlich die Zahlung von einem Konto eines Kunden erhalten."
Die Branche nimmt die digitale Herausforderung zunehmend an, experimentiert mit neuen Filialmodellen, entwickelte eigene Apps, kooperiert mit zukunftsträchtigen Jungunternehmen. Andreas Martin vom Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) betont: "Die Kreditwirtschaft wird nie das bessere Startup sein oder das bessere Fintech. Aber wir müssen agiler werden."
BVR-Vorstandsmitglied Martin räumt aber durchaus ein, dass eine Struktur wie im genossenschaftlichen Sektor mit 1047 dezentralen Entscheidern nicht ganz so beweglich ist wie ein junges Nachwuchsunternehmen, das mit intelligenter Technologie einzelne Bankdienstleistungen besonders verbraucherfreundlich anbietet.
Yapital, eine 100-Prozent-Tochter des Handelskonzerns Otto, wirbt zum Beispiel damit, dass Nutzer sich schnell auch untereinander kostenlos elektronisch Geld senden können - etwa wenn man im Restaurant für die gemeinsame Rechnung zusammenlegen will. Einziges Problem derzeit: Die Reichweite. Vier Jahre nach dem Start hat der Online-Bezahldienstleister nach Angaben von Vertriebschef Thomas Stagat noch nicht einmal 100 000 Nutzer. Für Sparkassen-Vertreter Gooßens ist klar: "Bargeld ist ein Fakt und Bargeld wird uns noch lange begleiten."