Bankfiliale auf vier Rädern versorgt ländliche Regionen
Stand: 16.07.2010
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Oßmannstedt - Die Sparkassenfiliale hat alles, was eine Geschäftsstelle braucht: eine Geldzählmaschine, einen Computer, genug Bargeld und Formulare für die Kunden sowie einen kleinen Vorraum mit zwei gemütlichen Sesseln. Doch die Filiale ist keine gewöhnliche Bank: Sie ist in einem Lastwagen untergebracht und kann so im Weimarer Land von Dorf zu Dorf fahren. Genutzt wird das Angebot für den ländlichen Raum vor allem von älteren Menschen. Für sie sind die Wege zu den nächsten Filialen oft zu weit und Online-Banking ist für die meisten von ihnen keine Option.
"Im Vergleich zu einer normalen Dienststelle ist das hier eine ganz andere Welt - der Kontakt zu den Kunden ist sehr intensiv, die Zeit vergeht wie im Flug", sagt Steffen Tillack hinter seinem kleinen Bankschalter. Von Montag bis Freitag ist er mit dem Fahrzeug der Sparkasse Mittelthüringen in 15 verschiedenen Orten unterwegs, zahlt Geld aus und berät seine meist älteren Kunden.
Eine Kundin betritt den engen Beratungsbereich. Dort erwartet sie Tillack hinter einer schusssicheren Panzerglasscheibe und tippt Daten in seinen Laptop ein. Über eine Antenne ist die Filiale direkt mit der Zentrale verbunden - nur einen Kontoauszugsdrucker oder einen Geldautomaten hat der 42-Jährige nicht zu bieten. Dafür ist das Verhältnis zu den Kunden um so enger: Viele duzen den Bankangestellten, gelegentlich wird er sogar zu Geburtstagsfeiern eingeladen. "Viele Kunden kenne ich sehr gut, hin und wieder werden hier auch ganz persönliche Probleme besprochen", sagt Tillack und zählt das eingezahlte Geld.
Torsten Betz, Marktbereichsleiter für Weimar und das Weimarer Land der Sparkasse Mittelthüringen, erläutert: "Unsere mobile Geschäftsstelle hat sich bewährt, das Angebot wird vor allem von älteren Kunden stark genutzt." Wo sich feste Dienststellen nicht lohnten, sei die mobile Bank eine gute Lösung. "Wir haben immer wieder Anfragen aus Dörfern, die wir noch nicht anfahren", sagt Betz. Insgesamt würden von zwei fahrbaren Dienststellen 37 Orte bedient.
Auch die Raiffeisenbank Gotha hat seit Jahren eine fahrbare Filiale. "Damit bedienen wir über 1.000 Kunden - weil alle immer älter werden, passt unser Service gut in die Zeit", sagt Bankvorstand Heiko Wasserthal. 250.000 Euro habe der Wagen gekostet, aber die Investition zahle sich für die Bank aus. Für die nötige Sicherheit sei ebenfalls gesorgt: "Die Bankstelle ist so sicher wie eine ganz normale Filiale", sagt Wasserthal. Dafür sorgten in den meisten mobilen Banken unter anderem Überwachungskameras, Panzerglas und mehrfach verriegelte Türen.