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Banken kappen grenzüberschreitende Kreditvergabe drastisch

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Basel/Frankfurt - Angesichts der Euro-Schuldenkrise fahren weltweit die Banken ihre grenzüberschreitende Kreditvergabe drastisch zurück. Vor allem Banken in der Eurozone sind von der Entwicklung betroffen.

Dem Interbankenmarkt im Euroraum droht eine neue Eiszeit. Wie der am späten Sonntagabend veröffentlichte Quartalsbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigt, haben die Geldhäuser ihre frischen Mittel an Unternehmen, Regierungen und andere Kreditinstitute so stark gekappt wie zuletzt nach dem Lehman-Zusammenbruch 2008.

Die BIZ führt als Zentralbank der Zentralbanken penibel Buch über die internationalen Geld- und Kreditströme. Aus ihren Zahlen für das Schlussquartal 2011 geht hervor, dass Kredithäuser weltweit ihre grenzüberschreitende Mittelvergabe um 799 Milliarden Euro oder 2,5 Prozent zurückgefahren haben. Das Minus sei vor allem im Interbankenmarkt begründet, heißt es im Quartalsbericht der BIZ. Dort leihen sich die Institute gegenseitig Geld - wenn dieser Handel ins Stocken gerät, ist das ein klares Signal für steigendes Misstrauen.

Deutlichster Rückgang seit Lehman-Pleite

Der Rückgang der grenzüberschreitenden Kreditvergabe war der deutlichste seit dem letzten Quartal 2008 - damals hatte die Finanzkrise mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Interbankenmärkte galten zu dieser Zeit als nahezu ausgetrocknet. Weltweit versuchen Notenbanken seitdem, sie mit immensen geldpolitischen Kraftakten wieder nachhaltig zu beleben.

Doch wirklich reibungslos ist der Handel zwischen den Banken kaum wieder in Gang gekommen. Zuletzt hatte sich die Lage Ende vergangenen Jahres wieder extrem zugespitzt. Als Reaktion flutete die Europäische Zentralbank (EZB) den Bankensektor mit günstigen Krediten im Volumen von einer Billion Euro.

Nach Einschätzung der BIZ hat diese Liquiditätsoffensive jedoch nur zwischenzeitlich für Entspannung an den Märkten sorgen können. "Der Optimismus nach dem zweiten längerfristigen Refinanzierungeschäft der EZB ist Zweifeln am Wachstum der Weltwirtschaft und an der Finanzlage einiger Länder und Banken des Euroraums gewichen", heißt es im Quartalsbericht.

Spanien und Italien leiden unter der Entwicklung

Wie sehr die großen Krisenländer Spanien und Italien mittlerweile wieder unter dem Misstrauen der Finanzmärkte leiden, zeigt ein Blick auf die Anleihemärkte. Die Risikoaufschläge für spanische Schuldverschreibungen haben zuletzt neue Höchststände erreicht. Italienische Titel werden im Fahrwasser mitgezogen, da Investoren die Ansteckungsgefahren zwischen der viert- und der drittgrößten Volkswirtschaft im Währungsraum äußerst kritisch bewerten.

Es passt ins trübe Bild, dass die Banken im Euroraum laut BIZ bereits in den letzten drei Monaten 2011 am stärksten vom Rückgang der globalen Kreditvergabe betroffen waren - also noch vor der jüngsten Zuspitzung der Schuldenkrise. Der Statistik nach wurden die internationalen Kredite an Geldhäuser im Währungsraum im vierten Quartal um 364 Milliarden Euro reduziert.

Die stärksten Rückgänge erlitten Spanien und Italien, wo die Mittelzuflüsse um 46 und 57 Milliarden Euro beziehungsweise neun und zehn Prozent schrumpften. Internationale Bankkredite nach Griechenland sind innerhalb der letzten zwei Jahre um mehr als die Hälfte verringert worden.