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Banken in der Zinsfalle: Wohin bloß mit dem Geld

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Frankfurt/Berlin - Wohin bloß mit dem Geld? Das fragen sich derzeit nicht nur Sparer, sondern auch die Banken. Denn sie müssen 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Finanzhäuser spielen verschiedensten Szenarien durch - bis hin zur Aufbewahrung des Geldes in Tresoren.

Warum erhebt die EZB Strafzinsen?

Die Währungshüter wollen mit einem Bündel von Maßnahmen - darunter auch dem Strafzins - die Kreditvergabe im Euroraum ankurbeln. Müssen Banken mehr für das Bunkern von Liquidität zahlen - so die Theorie - bringt sie das eher dazu, das Geld als Kredit an Verbraucher und Unternehmen weiterzureichen. Das soll die Konjunktur und die extrem niedrige Inflation anschieben. Im Mai waren die Verbraucherpreise im gemeinsamen Währungsraum gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozent gefallen. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Konjunkturrisiko, weil Unternehmen und Verbraucher in Erwartung sinkender Preise Investitionen aufschieben könnten. Kritiker halten die Wirkung der EZB-Geldpolitik allerdings für begrenzt.

Wie können die Institute dem Strafzins entgehen?

Sie könnten das Geld selbst einlagern. Medienberichten zufolge spielt die Commerzbank mögliche Optionen durch. Aktuell gebe es aber keinen Beschluss, Bargeld in Tresoren zu horten, sagt ein Commerzbank-Sprecher. In der Vergangenheit hatten sich bereits mehrere bayerische Sparkassen mit der Frage beschäftigt, ob die Aufbewahrung im Tresor nicht billiger sei. Bisher ist dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) allerdings nicht bekannt, dass Institute diese Gedankenspiele tatsächlich umgesetzt haben. Der Vorstandschef der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Herbert Hans Grüntker, betont: "Wir beschäftigen uns mit diesem Thema nicht."

Was ist das Problem bei einer Aufbewahrung im Tresor?

Auch sie ist nicht kostenlos. Für die Lagerung von Bargeld in größeren Stil müssten im Zweifelsfall extra Räume gemietet werden. Hinzu kommen Kosten für den Transport des Geldes und für höhere Versicherungsprämien. Nach Einschätzung von DSGV-Präsident Georg Fahrenschon lohnt sich der Aufwand bei einem negativen Einlagenzins von 0,4 Prozent nicht. Für ein Großinstitut wie die Deutsche Bank sei es angesichts des Volumens keine Option, Geld physisch aufzubewahren, sagt der Chefvolkswirt der Bank, David Folkerts-Landau.

Welche Möglichkeiten haben die Geldhäuser noch?

Einige geben den Strafzins inzwischen an Geschäftskunden weiter - also Unternehmen, aber auch Profianleger wie Versicherungen und Pensionsfonds. Bei durchschnittlichen Privatkunden ist der Strafzins derzeit kein Thema. Allerdings könnten Geldhäuser nach Angaben des Präsidenten des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, gezwungen sein, an der Gebührenschraube zu drehen: "Jeder muss in seiner Bank überlegen, wie er über Konditionen-Gestaltung gegen die Ertragsverluste anarbeitet, die ohne Zweifel da sind."

Wie reagieren Geschäftskunden der Banken?

Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hatte im Frühjahr bekannt gegeben, dass er eine zweistellige Millionensumme Bargeld selbst einlagert, um den von Banken weitergereichten Negativzinsen der EZB zu entgehen. "Wir testen das jetzt mal", hatte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard gesagt. Man müsse ausprobieren, wie die eigenständige Geldeinlagerung funktioniere und ob sich dadurch Kosten sparen ließen. Auch Gold habe die Munich Re eingelagert. Details nennt das Unternehmen nicht. Der Versicherungskonzern Talanx hält dagegen wenig davon, das Geld im Tresor statt gegen Minuszinsen auf dem Bankkonto aufzubewahren. "Wollen Sie für ihre Schadenzahlungen dann zum Tresor fahren und ihr Geld rausholen?", argumentiert Talanx-Chef Herbert Haas.